Vier Jahre nach dem Debüt „Lashing The Rye“ fand NEUROSIS’ Steve von Till die Zeit, sich um ein zweites Solo-Album unter dem Namen HARVESTMAN zu kümmern. Natürlich, es gibt auch die regulären Solo-Alben unter dem Namen Steve von Till, deren Stil Kollege Kerpen mal mit „Gothic-Johnny Cash“ zu umschreiben versuchte, doch mit HARVESTMAN ist von Till näher dran am furchteinflößenden, monumentalen, vielschichtigen Sound von NEUROSIS.
In der Besetzungsliste steht er mit „electric guitar, appalachian dulcimer, synthesizer, m-tron, piano, bass, manipulation, filters, ring modulator, loops, vocals, delay and distortion“, hatte bei einzelnen Songs aber auch Helfer, etwa Al Cisneros, aber letztlich hat Steve das Album in seinem „Krähennest“-Studio im einsamen Norden Idahos im Alleingang zusammengeschraubt.
Nun ist die Zahl jener Musiker und Bands, die sich im weitesten Sinne an monumentaler, soundtrackhafter instrumentaler Musik mit apokalyptischer Atmosphäre versuchen, in den letzten Jahren massiv angestiegen, und es bedarf einer gewissen Anstrengung, hier die wirklich herausragenden Werke von ambitionierten, aber letztlich unoriginellen Aufnahmen auseinander zu halten.
Steve von Till allerdings gehört, das wird auch hier wieder klar, zur ersten Kategorie. Seine Kompositionen und Konstruktionen sind betörende Klangmonumente, und man möchte die Experimentalfilmer in aller Welt dazu aufrufen, zu jeder der zwölf Nummern die passenden bewegten Bilder zu liefern, denn Kopfkino alleine ist hier nicht genug.
Das Album ist eine hervorragende Ersatzdroge bis zum Erscheinen des nächsten NEUROSIS-Albums – wollen wir nicht hoffen, dass Steve mit solchen Alben diese irgendwann überflüssig macht ...
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