EUNUCHS spielen exzentrische und ambitionierte Musik, progressiven Artrock, dem jegliches Gespür dafür abhandenkommt, wann einem Lied mal ein Moment des Innehaltens guttun würde. Als Referenz kommen KAYO DOT und MAMALEEK infrage, obwohl die beiden genannten Bands sich in rein düsteren Regionen aufhalten. Die Musik des Kollektivs aus Sydney ist den verästelten Sounds von BLACK MIDI nicht ganz unähnlich, obwohl EUNUCHS sicherlich dem Hipster-Gestus der Band aus London eher ablehnend gegenüberstehen. Auf „Harbour Century“ ist es unabsehbar, was innerhalb eines Songs passieren wird. Mal ist es karnevalesk bis zur nächsten Noise-Volte, mal fröhlich bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Gesang wieder Anlauf nimmt. Man ertappt sich regelmäßig bei dem Gedanken, dass von allem zu viel da ist. Zusätzlich zu Gitarren, Schlagzeug, Bass sind da massenhaft Blechbläser, Harmonium, Piano, Banjo, Lap Steel, Violine, Harfe, Hammond-Orgel, Vibraphon, Glockenspiel, Flöte. Keine Sorge, die Instrumente sind nicht durchgängig nebeneinander zu hören, aber alle benötigen ihren Raum, um ihre jeweiligen Klänge akzentuiert in Szene zu setzen. Problematisch wird es vor allem in den Phasen, die kompositorisch nicht auf den Punkt kommen und neben den in Teilen wirklich hervorragend umgesetzten Passagen phlegmatisch wirken.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Henrik Beeke