Der in Hildesheim geborene Schlagzeuger und Keyboarder Harald Grosskopf kann eine interessante Vita als Musiker vorweisen und war an über hundert Alben beteiligt (etwa Joachim Witts Debütalbum „Silberblick“ mit dem Hit „Goldener Reiter“, wo er Synthesizer spielte). Er gehörte WALLENSTEIN und der eher obskuren NDW-Band LILLI BERLIN an (zusammen mit Jürgen Barz von INSTERBURG & CO), spielte mit Manuel Göttsching bei ASH RA TEMPEL und ASHRA zusammen und begleitete auch das ehemalige TANGERINE DREAM-Mitglied Klaus Schulze. Seit 1980 hat er auch einige Soloalben veröffentlicht, wobei sein Debüt „Synthesist“ von 1980 sicherlich zu den interessantesten gehören dürfte. „Synthesist“ steht mit seinen rein instrumentalen Synthieteppichen deutlich in der Tradition der Berliner Schule und eifert TANGERINE DREAM und Klaus Schulze nach – und das durchaus erfolgreich. Zwar besitzt Grosskopfs Musik einen eher abstrakten Charakter und basiert auf repetitiven Sounds, aber durch die abwechslungsreiche Rhythmik und facettenreiche Melodik bleibt sein Debütalbum immer spannend und verliert sich nicht in austauschbarer Ambient-Tristesse. Zudem klingen die insgesamt acht Stücke überraschend zeitlos. Bereits 2014 hatte Bureau B das ursprünglich bei Sky erschienene Album neu aufgelegt, jetzt gibt es eine limitierte Neuauflage zum vierzigsten Geburtstag auf CD und Vinyl, ergänzt um eine zusätzliche Platte mit neun weiteren Tracks, bei denen andere Künstler Grosskopfs kosmisch-krautige Kompositionen neu interpretierten – der Titeltrack taucht hier gleich viermal auf. Aufgrund des hohen Abstraktionsgrades von Grosskopfs Musik hat man diesbezüglich zwar keine hohe Erwartungshaltung, aber gerade CAMERA, KREIDLER, die großartigen LOVE-SONGS und auch der Pyrolator können sich diese wirklich äußerst gelungen aneignen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #167 April/Mai 2023 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #151 August/September 2020 und Thomas Kerpen