Handsome Dick Manitoba, der 1954 in der Bronx als Richard Blum geboren wurde, stand 1975 erstmals mit den DICTATORS auf der Bühne und wurde auf dem Cover von deren „Go Girl Crazy!“-Album wundervoll verewigt.
Zuerst war er so was wie eine Mischung aus Bandmaskottchen und Gelegenheitssänger, wurde dann aber bis zum Ende der Band 1981 quasi deren Hauptsänger. 1986 formierte er aus der Asche der Band WILD KINGDOM, später MANITOBA’S WILD KINGDOM, 1991 war er dann bei der Reunion der DICTATORS dabei und in den letzten Jahren auch mit denen auf Tour.
Seit 1999 hatte er zudem eine Bar in Manhattans East Village, die im Juni 2019 aber letztlich von der fortschreitenden Gentrifizierung gekillt wurde. Was Dick offensichtlich in die Lage versetzte, sich wieder stärker der Musik zuzuwenden und mit seinem Buddy und Multiinstrumentalisten Jon Tiven sowie diversen Gastmusikern die Arbeit an einem Soloalbum zu beenden.
So ein Spätwerk kann eine ziemlich dröge Angelegenheit werden, in diesem Fall aber und weil Dick’s Gesang immer noch prägnant wie gut ist, kann man von einem vollen Erfolg sprechen, zumindest dann, wenn man sich als DICTATORS-Fan bezeichnet.
„Born In The Bronx“, teils mit Honkytonk-Piano, klingt wie eine Reminiszenz an alte Zeiten, erinnert an die DICTATORS der Siebziger, an Johnny Thunders, an den Lou Reed jener Jahre, an ein untergegangenes New York, das Manitoba auch textlich verewigt hat – er ist dabei ausweislich eines Songtitels der „Soul Punk King of NYC“.
Mir macht das ausgesprochen großen Spaß, und sogar die Neuinterpretation des durch Barry McGuire bekannt gewordenen „Eve of destruction“ ist außerordentlich gut gelungen – inklusive eines kleinen Beitrags von P.F.
Sloan, der den Song 1965 schrieb und der 2015 verstarb.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #148 Februar/März 2020 und Joachim Hiller