DIE ROTE GEFAHR

Haiko Herden

Haiko Herden ist nicht nur als Musiker aktiv, unter anderem bei CHARLES LINDBERGH n.e.V., sondern versucht sich auch als Buchautor. Im Roman „Die rote Gefahr. Eindimensional in die Zukunft“ geht es zurück in das Hamburg Ende der Siebziger Jahre.

Tim, mit seinen Eltern von Berlin nach Hamburg gezogen, gründet hier eine Band und versucht, beim ZickZack-Festival „In die Zukunft“ mitzuspielen. Dieses Festival wurde von Alfred Hilsberg organisiert und fand am 29.

Juni 1979 in der Hamburger Markthalle statt, mit HANS-A-PLAST, GEISTERFAHRER, KFC, BUTTOCKS, ZK, MALE, DIN A TESTBILD und BIG MUFF. Inspiriert von Sven Regeners „Herr Lehmann“ versucht Haiko Herden in die damalige Hamburger Subkultur abzutauchen.

Leider ist das Ergebnis recht fade. Im Buch gibt es gleich mehrere Kneipen, in denen 16-Jährige nicht nur unendlich viel saufen dürfen, sondern scheinbar auch das nötige Kleingeld haben. Neben einem ungewöhnlichen Trinkpensum haben auch alle Protagonisten bereits ihre Musikinstrumente und in den Kneipen laufen immer die aktuellsten Punk-Songs, die aber immer nur am Rande erwähnt werden und keine Bedeutung für Personen und Geschichte haben.

Beim Lesen überkommt einen unweigerlich der Gedanke, hier versucht jemand krampfhaft eine Playlist für einen Soundtrack unterzubringen. Regeners Partyexzesse in „Neue Vahr Süd“ dienten hier wohl eher als Blaupause als die Erinnerungen aus Büchern wie „Verschwende deine Jugend“ oder „Zurück zum Beton“.

Hamburg-Altona und das Karoviertel waren damals keine Sauf- und Aufenthaltsoasen für Punks. Hier wurde leider versäumt, etwas Zeitgeschichte zu dokumentieren. Ansonsten ist der Roman trotz Ungereimtheiten gut zu lesen.