Ich liebe solche Momente: Da sitzt man nichtsahnend im Ox-Büro vorm Rechner, jemand legt eine CD in den Player, die Musik fängt an und plötzlich ist die Arbeit, der man gerade hochkonzentriert nachging, nur noch nebensächlich, weil der Lärm, der aus den Boxen kommt, alles wegfegt.
"Wer ist das?" "Äh, GRIMPLE. Auf Prank." "Das ist absolut großartig". Mit diesen Worten erhebe ich meinen Arsch und bewege diesen Richtung Anlage, um Booklet und Info zu begutachten. Ein kurzer Blick zum Chef, um zu erfahren, ob er genauso begeistert ist.
"Stimmt, ist ziemlich großartig." Mist, ihm scheint's zu gefallen. Also wird er die CD selbst behalten. Aber ein guter Mensch, wie Joachim nun mal ist, sieht er den sehnsüchtigen Blick in meinen Augen, schmunzelt kurz und sagt: "Nimm sie mit, bevor ich's mir anders überlege." Und jetzt sitze ich hier vor meiner Anlage mit meiner GRIMPLE-CD und bin so was von begeistert.
Ich kannte diese Band bisher überhaupt nicht, noch nicht mal der Name war mir irgendwo begegnet. Schande über mich. Aber zu den Fakten: GRIMPLE gründeten sich 1990 in Santa Fe, New Mexico und brachten bis 1993 eine 7", eine LP namens "Up Your Ass" und eine Split mit LOGICAL NONSENSE raus.
Auf der Prank-CD befinden sich eben diese 7" und die LP sowie drei Demo-Songs. Die Split-LP soll demnächst auch via Prank neu veröffentlicht werden. Die Musik: Thrashiger High-Speed Punkrock mit rotzigem Gesang und unwiderstehlichen Melodien, die sich sofort festsetzen und zum Faust-in-die-Luft und Bier aufreißen animieren.
Die Songs der LP erinnern ein bisschen an die härteren, und nicht Ska-lastigen Songs von OPERATION IVY, nur härter, schneller und noch rotziger. Die 7"-Songs zeigen die Band noch etwas rauher und unmelodischer, aber nicht minder großartig.
Insgesamt über eine halbe Stunde pure Energie mit wenig Platz zum Luftholen. Großartig und ein absolutes Muss. Vor allem für solche Ignoranten wie mich, die erst jetzt von der Existenz einer so genialen Band erfahren haben.
(34:30)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #50 März/April/Mai 2003 und André Bohnensack