Jetzt bin ich erst wenige Tage in Liberty City, und schon ist mir der Name der Stadt zu Kopf gestiegen. Ich fühle mich tatsächlich unglaublich frei und unabhängig. Denn anstatt das zu tun, was das beste Spiel für den Nintendo DS von mir will, nämlich verschiedene äußerst gelungene und abwechslungsreiche Missionen zu erfüllen – wie zum Beispiel Molotowcocktails in irgendwelche Restaurants zu pfeffern –, mache ich den lieben lang Tag nur eines: Ich handle mit Drogen.
Heroin, Kokain, Ecstasy, Gras ... Mir ist alles recht, solange ich damit nur möglichst viel Kohle scheffeln kann. Anstatt mit einer abgesägten Schrotflinte bin ich nur mit meinem PDA bewaffnet, damit meine Dealer-Kollegen mich rund um die Uhr erreichen können.
Ich fahre niemals zu schnell und halte mich an alle Verkehrsegeln, schließlich habe ich keinen Bock darauf, dass die Bullen meinen sauer verdienten Stoff konfiszieren. Und falls sie mich mal auf frischer Tat ertappen, flüchte ich lieber in eines meiner zahlreichen Verstecke, als mir wilde Schießereien und Verfolgungsjagden zu liefern.
Manchmal reicht mir sogar ein gemütlicher Spaziergang durch die schöne Grafik der Stadt, um mich zu entspannen. Danke, Liberty City. Danke, dass ich bei dir so sein kann, wie ich will. Aber jetzt muss ich los.
Einer meiner Informanten hat mir gerade gesteckt, dass ein paar College-Kids LSD kaufen wollen. Und dem akademischen Nachwuchs helfe ich immer gern.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #84 Juni/Juli 2009 und Thomas Renz