Das nenne ich mal Weiterentwicklung. Das im letzten Jahr veröffentlichte Demo von NEURON hatte ich noch als durchschnittliches Crust-Gekloppe und die Band als nicht wirklich interessant abgehakt. Umso überraschter bin ich jetzt vom ersten richtigen Album der Kieler.
"Gleichschritt" ist das großartigste Stück Grindcore, dass ich seit langer, langer Zeit gehört habe. Unglaublich, was die vier Fischköppe hier zusammen geknüppelt haben. Ein klein wenig Death Metal, ganz viel Grindcore der guten alten Schule, durchdachte und intelligente deutsche Texte, grandiose Gitarrenriffs, pumpende Bassläufe, ein versiertes, trotz des hohen Tempos groovendes Schlagzeugspiel und ein Sänger, der an den frühen Chuck Schuldiner von DEATH erinnert: fertig ist eine unglaublich druckvolle und brutale Platte, die mir beinahe die Freudentränen in die Augen treibt.
Ganz ehrlich: NEURON kommen mit den 14 Songs auf "Gleichschritt" schon jetzt gefährlich nah an die Grind-Götter NAPALM DEATH heran - die Engländer zu "Mentally Murdered"-Zeiten waren auch die ersten, die mir als Vergleich im Kopf rumspukten - sowie an TERRORIZER.
Wer weiß, was da noch kommen mag, bisher hat es noch niemand geschafft, am Thron von TERRORIZER zu kratzen, bei NEURON habe ich aber tatsächlich etwas Angst. Und das sage ich mit Sicherheit nicht, weil Bassist Ollie ebenfalls Ox-Schreiber ist, ich meine das ernst.
Verdammt ernst. (09/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #57 November 2004/Januar/Februar 2005 und André Bohnensack