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GLADBECK

Es gibt Geschichten, die kann man sich wahrscheinlich nicht ausdenken. Dazu gehört zweifelsfrei die Geiselnahme von Gladbeck im August 1988. Was die Gladbecker Geiselnahme so bemerkenswert machte, war zum einen das Versagen der Einsatzkräfte, durch das drei Menschen ihr Leben verloren, obwohl es zahlreiche Möglichkeiten gab, dieses Drama vorzeitig zu beenden.

Zum anderen spielten die Medien in Gestalt der beteiligten Journalisten eine fragwürdige Rolle bei der sich über drei Tage erstreckenden Geiselnahme, die quasi die ganze Zeit auf dem Schoss der beiden Geiselnehmer saßen, um möglichst spektakuläre Aufnahmen zu bekommen, die dann die Nachrichtensendungen dominierten.

Jegliches ethisches Bewusstsein wurde einer möglichst reißerischen Berichterstattung geopfert. Allerdings erreichten die Journalisten durch den engen Kontakt zu den Tätern sogar die Freilassung einiger Geiseln.

Was am 16. August in Gladbeck als „normaler“ Banküberfall begann, wurde zu einer beispiellosen Flucht durch Deutschland und die Niederlande, bei der die beiden Täter Dieter Degowski und Hans-Jürgen Rösner unter anderem einen Linienbus entführten, bevor ein Sonderkommando sie am 18.

August auf der A3 bei Bad Honnef stoppen konnte. Dabei starb die 18-jährige Geisel Silke Bischoff, angeblich durch eine Kugel aus Rösners Waffe. Bereits zuvor hatte Degowski, der inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, einen 14-jährigen italienischen Jungen im entführten Linienbus durch einen Kopfschuss getötet.

Kilian Riedhofs extrem spannendes, um Authentizität bemühtes zweiteiliges TV-Dokudrama, das inzwischen auch auf DVD und Blu-ray erschien, arbeitet dieses bizarre Fiasko mit der nötigen Distanz äußerst gelungen auf und lässt einen immer noch ziemlich sprachlos zurück, selbst wenn man die gut dokumentierten Fakten bereits kennen sollte.