Erster Band der auf insgesamt drei Teile ausgelegten Gesamtausgabe der erstmals überhaupt auf Deutsch erscheinenden niederländischen Serie „Gilles de Geus“. Die ist bislang ehrlich gesagt mangels Übersetzung komplett an mir vorbeigegangen, obwohl sie in den Niederlanden schon lange Kultstatus genießt. Ursprünglich 1983 als Fortsetzungsreihe im niederländischen Comicmagazin Eppo erschienen, entstand schon 1985 das erste komplette Album „Die spanische Furie“, das gemeinsam mit den Eppo-Episoden und dem Album „Sturm über Dubbeldam“ (1987) in diesem großformatigen, vollfarbigen Hardcoverband versammelt ist. Angesiedelt zur Zeit des Achtzigjährigen Kriegs zwischen Spanien und den Niederlanden (1568-1648), stolpert ein schlitzohriger, aber geistig recht schlichter Geuse (= niederländischer Freiheitskämpfer) namens Gilles von einem Fettnäpfchen in das nächste. Nicht nur zeichnerisch erinnert die von Hanco Kolk (Peter de Witt stieß erst später hinzu) erdachte Hauptfigur an René Uderzos Stil, auch inhaltlich dürften Handlung und Charaktere aus dem Goscinny/Uderzo-Universum als Inspirationsquelle gedient haben. Interessant ist neben haarsträubenden Slapstickeinlagen und einer dicken Schicht Sarkasmus und Selbstironie auch der historische Hintergrund, auf den nicht nur im Vorwort ausgiebig eingegangen wird. Tatsächlich gelingt es Kolk und de Witt, bleischwere Themen der damaligen Zeit wie Belagerung, Plünderung und Hexenverbrennung witzig rüberzubringen, ohne den Ernst der Lage komplett auszusparen. Dass sich dabei nicht immer komplett an überlieferte Fakten gehalten wird, geschenkt. Ein Stück niederländische Comicgeschichte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #169 August/September 2023 und Anke Kalau