Eine interessante Beobachtung bei THE EVENS ist, dass unterm Strich fast alle ihre Songs wie Akustikversionen von FUGAZI-Songs klingen. Ist es Ian MacKayes Stimme, sein Gitarrenspiel, die Melodieführung, die diese Assoziation auslösen? Wäre ja möglich ...
Fakt ist, dass der eigentümliche Reiz, der seit "Waiting room" von MacKayes Schaffen ausgeht, auch von den EVENS ausgestrahlt wird, jenem "Rock Duo" (so das beiliegende Info in der "File under:"-Rubrik), das der Dischord-Boss in der Kreativpause von FUGAZI zusammen mit Amy Farina betreibt - die Dame trommelt bekanntlich, singt aber auch hier und da, mal allein, mal im Duett mit Ian.
Wie schon beim titellosen Debüt aus dem Jahr 2005 sind laute Töne auch auf "Get Evens" kein Thema, kann ich mir Ian und Amy auch mit minimalster Ausrüstung an einer Kneipentheke vorstellen, in einer Fußgängerzone, in einem U-Bahn-Tunnel, ist das hier Post-Punk-Straßenmusik, auf das Wesentliche reduzierte Songs, die aber trotzdem "rund" klingen - und die so viel Energie ausstrahlen, dass ich nie so ganz entspannen kann, immer das Gefühl habe, womöglich breche hier gleich ein Sturm los, setze die Band ein.
Und so kommt hier im Gegensatz zu so vielen anderen Akustik-Platten, derer es in den letzten Jahren ja immer mehr gibt, keine Sekunde Langeweile auf. Und textlich finden THE EVENS zwar kaum mal deutliche Worte, trotzdem sind die Lyrics erfreulich unverklausuliert, wobei der Höhepunkt für mich ganz klar "Dinner with the President" ist: "You've had enough - your plate is overflowing - can't you see you've had enough" wird da über Straße Richtung Weißes Haus geschimpft.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #69 Dezember 2006/Januar 2007 und Joachim Hiller
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Joachim Hiller