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DAVID BOWIE: FOTO

George Underwood

David Bowie (1947-2016) rückblickend auf das im Formatradio bis heute durchgenudelte „Let’s dance“ zu reduzieren, zeugt von einem sehr eingeschränkten Blick auf eine Musikerkarriere, die fünfzig Jahre umspannte und kreativer und innovativer war als die der allermeisten anderen Künstler:innen. Von Anfang an setzte Bowie neben immer spannender, neuer und innovativer Musik auf die visuelle Komponente, erfand sich und seine Bühnenpersönlichkeit zigfach neu. Was er Anfang der Siebziger mit Ziggy Stardust erschuf, sollte die Popkultur (und auch Punk!) prägen. Dieser kiloschwere Wälzer in annähernd LP-Cover-Format präsentiert fast 250 Bowie-Fotos von 25 Fotograf:innen in der besten denkbaren Art: Pro Foto eine Seite, exzellenter Druck. viel Weißfläche, kein störender Text (die Story des/der Fotograf:in zur Session gibt es auf einer Extraseite) – man blättert dieses Buch durch – mal schnell, mal hält man inne, wie man in einem Museum vor einem Bild stehenbleibt, von diesem in seinen Bann gezogen wird, man alle Ecken und Details mit den Augen abgrast. Etwa das von Terry O’Neill: Bowie in einem senfgelben Anzug mit gelb-weiß-geringeltem Frotteeshirt und gelb-weißen Socken vorgebeugt mit gespreizten Beinen und Kippe im Mundwinkel auf einem Stuhl sitzend – in der Hand eine riesige Schere, fragend-prüfender Blick. Oder der schlummernde Bowie im unaufgeräumten Schlafwagenabteil. Auf der Bühne (hier eher die Ausnahme, es ist kein Konzertfotobuch), bei Fotosessions (Bowie scheint diese geliebt zu haben, so bereitwillig, wie er posierte), mal völlig inszeniert und artifiziell, mal ganz natürlich: Bowie, der Mann der tausend Gesichter. Und immer wieder die Feststellung: Mann, sah der gut aus!