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GELB WIE DIE NACHT

Christian Keßler

Wer generell an den abseitigeren Bereichen der Filmgeschichte interessiert ist, wird sicher schon mal auf den Namen Christian Keßler gestoßen sein, der viele Jahre sein spezielles Wissen im schon länger eingestellten Berliner Filmmagazin Splatting Image ausbreiten konnte. Als Buchautor hatte sich Keßler bereits intensiver mit dem Italowestern („Willkommen in der Hölle“, 2002), dem Porno („Die läufige Leinwand“, 2011) oder dem Horrorfilm ganz generell („Endstation Gänsehaut“, 2018) beschäftigt. Das italienische Genrekino hatte es ihm aber schon zu Splatting Image-Zeiten ganz besonders angetan und so widmet er sich aktuell in „Gelb wie die Nacht“ dem italienischen Thrillerkino seit Anfang der Sechziger bis heute, ohne Anspruch auf Vollständigkeit natürlich. Wie auch bei seinen anderen Veröffentlichungen muss man nicht jedes Geschmacksurteil des Autors teilen, auch Keßlers manchmal etwas infantiler Humor dürfte nicht jedem gefallen. Dennoch liefert er bei „Gelb wie die Nacht“ einen repräsentativen Querschnitt der wichtigsten Gialli-Vertreter (der Name bezieht sich auf den gelben Einband der in Italien populären Krimi-Groschenromane), die sich von amerikanischen Thrillern durch ihre expliziteren Mordszenen, die extravagante Bildgestaltung und stilvolle Filmmusik abhoben, und die rückblickend auch deutlich misogynere Tendenzen besaßen. Natürlich entstand auch in diesem Bereich neben Klassikern wie von Mario Bava oder Dario Argento viel fragwürdiger Schund, dafür waren die Filmplakate meist von ausgesuchter Schönheit, was in Keßlers reich bebildertem Buch gut zur Geltung kommt.