Pokémon? GameBoy? „Gami Gang“! Nachdem das Duo ORIGAMI ANGEL 2019 mit „Somewhere City“ einen absoluten Geheimtipp und Anwärter auf die Platte des Jahres im Emo-Genre abgeliefert hat, ist ihnen dies nun in Form eines zwanzig Track starken Doppelalbums erneut gelungen. Und wie. Wieder beweist die Band eine kaum zu bändigende, geradezu übersprudelnde Kreativität. Wo „Somewhere City“ ein kompaktes, aber mit hunderten Ideen vollgestopftes Monster von einem Album war, das seine Genialität trotzdem ab der ersten Sekunde versprühte, so verteilt „Gami Gang“ das alles nun auf zwanzig Tracks und fünfzig Minuten. Das entzerrt das Ganze zwar, aber auch hier zeigen ORIGAMI ANGEL wieder in jedem Song, welche niemals endende Ideenquelle in ihnen sprudelt. Und natürlich dass sie Pokémon Fans sind und GameBoy spielen wollen. Auch hier finden wieder wilde Tempowechsel statt, Metal-Stakkatogitarren brechen in zuckersüße Pop-Refrains rein. Allgemein vertont und feiert das Duo seine Nostalgie und sein Nerdtum auf so sympathische und vereinnahmende Weise, dass man sich dazu hinreißen lassen möchte zu behaupten: Auch 2020 haben ORIGAMI ANGEL uns wieder einen Anwärter auf die (Emo-)Platte des Jahres serviert. Und jetzt alle: „Take me back to watching Pokémon with you at your house at three in the morning“ – wer so was singt, kann kein schlechter Mensch sein.
© by Fuze - Ausgabe #88 Juni/Juli 2021 und Dennis Müller