FÜRS LEBEN GEZEICHNET

Tobias Prüwer

Der „Body-Modification“ gehe in Deutschland nach wie vor ein übler Ruf voraus, obwohl bereits im Jahr 2007 8,5% der deutschen Bürger tätowiert und 6,8% gepiercet seien. Somit kommt es nicht von ungefähr, dass beispielsweise die jugendlichen Hüter des Gesetzes und von bürgerlicher Beschränktheit alias „TKKG“ in den gleichnamigen Jugendbüchern Tätowierungen in der Tradition von Lombroso als ein Erkennungszeichen von Verbrechern verstehen, welches auch sonst nicht ihren Schönheitsidealen zu entsprechen scheint („Mit seinen Tätowierungen im Gesicht war er hässlich wie eine Müllhalde.“).

Doch auch manche zeitgenössischen Wissenschaftler schauen laut Prüwer in ihren Veröffentlichungen nicht über den eigenen Tellerrand hinaus, untermauern eigene Vorurteile mit wissenschaftlichem Handwerkszeug und pathologisieren dieses kulturelle Phänomen.

Aus diesem Grunde ist es natürlich zu begrüßen, dass auch wissenschaftliche Bücher wie dieses geschrieben werden (siehe hier auch „Pimp My Körper!“ vom Igor Eberhard), in denen der Autor angefertigte Tätowierungen als das Ergebnis eines sinnhaften Handelns zu verstehen versucht.

Im Rahmen eines Abrisses der Geschichte des Tätowierens widmet er sich anspruchsvoll den Themen „Natürlichkeit und Produktcharakter“, „Individuum und Konvention“ oder „Pathologisierung und Selbstgestaltung“.

Prüwer hat Philosophie und Geschichte studiert und arbeitet als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Philosophie der Universität Leipzig. Seine neue und damit dritte Buchveröffentlichung ist gewiss empfehlenswert, aber für diejenigen, die im Lesen von wissenschaftlichen Texten nicht besonders geübt sind, vielleicht eine eher mühevolle Lektüre.