Warum diese CD laut Thrill Jockey eigentlich nur an Jazz-Magazine verschickt werden sollte, verwundert wenig, denn dieses aus der facettenreichen Chicagoer Jazz-Szene stammende Quartett, bestehend aus Ed Wilkerson, Nicole Mitchell, Harrison Bankhead und Avreeayl Ra, macht bei den ersten beiden Tracks gut klar, wes Geistes Kind sie sind.
Wilde Improvisations-Free-Jazz-Kakophonien, die aber gerade durch ihre straffe rhythmische Basis nie aus dem Ruder laufen und spannend bleiben. Danach wird es beim knapp 19-minütigen "Satya" etwas ruhiger, aber auch deutlich experimenteller, was irgendwie an gewisse Sun Ra-Kompositionen erinnert und durchaus Soundtrack-Qualitäten besitzt.
Dass diese äußerst vielschichtige Platte, die auch sehr schöne ruhige und melodische Momente besitzt, letztendlich bei einem Label wie Thrill Jockey erschien, hängt sicher damit zusammen, dass hier exzellente Musiker am Werk sind, die ihre Musik stilistisch offen halten können und deren Fähigkeiten man mit dem Etikett Jazz nur begrenzt gerecht wird.
FREQUENCY schaffen hier extrem atmosphärische Kompositionen mit clever strukturierten Spannungsbögen und Wendungen, auf die man sich allerdings wirklich einlassen muss, um sie in vollem Umfang über 70 Minuten erfahren wie genießen zu können.
Jazz ist eben nicht gleich Jazz. (9)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #68 Oktober/November 2006 und Thomas Kerpen