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FREITAG, DER 13. TEIL II, V, VI, VII, VIII

Meine grundsätzliche Meinung zum immens erfolgreichen Franchise von FREITAG, DER 13., das Paramount nach dem ersten Film von Warner übernahm, hatte ich ja schon in meiner Besprechung zum letztjährigen „Remake“ dargelegt.

Eine äußerst billig gemachte, mit dem Zaunpfahl inszenierte Filmreihe, die John Carpenters erfolgreiches Slasher-Prinzip aus HALLOWEEN bis zum letzten Blutstropfen ausquetschte – ganz zu schweigen von den unzähligen anderen Machwerken, die das zu dieser Zeit taten.

Dennoch kommt man an Jason Voorhees nur schwer vorbei, da der gesichtslose Killer mit Eishockeymaske inzwischen fester Teil der Popkultur ist und Synonym für eine spezielle Art von Horrorfilm.

In Deutschland beschäftige Jason in den Achtzigern darüber hinaus noch staatliche Institutionen wie Gerichte, FSK und Bundesprüfstelle, die in der Film-Reihe eine Art Büchse der Pandora sahen und dementsprechend schlecht darauf zu sprechen waren.

Und so landeten Teil 1 und 2 selbstverständlich auf dem Index für jugendgefährdende Schriften – zumindest waren sie zuvor ungeschnitten erschienen. Die Teile 3 und 4, UND WIEDER IST FREITAG DER 13.

(1982) und FREITAG DER 13. - DAS LETZTE KAPITEL (1984), wurden dann allerdings gleich beschlagnahmt – obwohl der Verleih bei Teil 4 schon die Schere angesetzt hatte –, offenbar Folge des damals seinen Höhepunkt erreichenden hysterischen Kreuzzuges gegen den Schmutz und Schund aus den Videotheken, vor dem die „armen“ Kinderchen, und Erwachsenen gleich noch mit, geschützt werden mussten.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Beschlagnahmung der beiden Filme heute noch Bestand hätte, deftig waren sie schon irgendwie, aber natürlich macht sich Paramount nicht die Mühe, für irgendwelche unsinnigen Gerichtsprozesse Geld zu verschwenden, zumal es beide Teile zum Beispiel in England mit deutscher Tonspur auf DVD ganz legal zu kaufen gibt.

Bei den Teilen V bis VIII musste man dann hierzulande in Folge Schnitte in Kauf nehmen, auf dem Index der BPjS landeten die Video-Filme dennoch. Ende letzten Jahres wurde dann überraschenderweise die Indizierung von Teil II, V, VI, VII und VIII aufgehoben – Teil II, V und VIII wurden von der FSK sogar mit „ab 16“ ungeschnitten durchgewunken.

Kaum zu glauben, da sollen irgendwelche Billigfilme für alles Böse auf der Welt verantwortlich sein und 25 Jahre später ist das nicht mehr so? Muss man nicht verstehen und macht eigentlich nur noch mal deutlich, wie willkürlich der Großteil der Entscheidungen von FSK und Bundesprüfstelle sind, auch wenn die uns das natürlich als Anpassung an den veränderten Zeitgeist verkaufen wollen.

Wobei es inzwischen eigentlich so ist, dass man bei der FSK so gut wie keine Chance mehr hat, für einen etwas gewalttätigeren Film der Sparte „Horror“ oder „Action“ ungeschnitten eine Freigabe „ab 18“ zu bekommen (wie aktuell der öde Zombie-Schrott DIE HORDE), was daran liegt, dass im Gegensatz zu früher „ab 18“-Filme nicht mehr indiziert werden können.

Der Jugendliche ist durch diesen Freigaben-/Indizierungskrampf auf jeden Fall bestens geschützt und der findige Filmverleiher wählt den Weg über das benachbarte Ausland, wo die Filme dann ungeschnitten mit deutscher Tonspur erscheinen und so den Weg zurück nach Deutschland finden.

Was hier in Sachen Jugendschutz passiert, ist schon eher eine Form von Schildbürgertum und Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, und vor allem für die Filmverleiher ein teures Vergnügen. Und das alles nur, etwas polemisch ausgedrückt, weil irgendein Trottel mit Papas Knarre seiner Unzufriedenheit über das herrschende Schulsystem Ausdruck verleihen musste, und zufälligerweise Horrorfilme und Videospiele konsumierte – wenn doch nur immer alles so einfach wäre.

Und was würde man tun, wenn sich beim nächsten Amokläufer FREITAG DER 13. TEIL II, V, VI, VII und VIII im Regal finden lassen? Das Zeug wieder einstampfen? Filmerleben ist eine höchst individuelle Sache, die sich nicht alleine am Alter festmachen lässt, dazu gehören noch ganz andere Faktoren, auf die FSK und Bundesprüfstelle eh keinerlei Einfluss haben, und wie schon in der Vergangenheit bestimmte Produkte durch ihre Entscheidungen erst recht attraktiv machen.

Wie attraktiv hingegen die FREITAG DER 13.-Reihe immer noch ist, darüber lässt sich streiten, aber auf jeden Fall bietet sie schönes Anschauungsmaterial für eine Analyse der Funktionsweise von Horrorfilmen beziehungsweise markiert die drastischen Veränderungen innerhalb des Genres, als die Monster immer menschenähnlicher, die Tötungsarten raffinierter und expliziter, und der Splatterfilm Teil des Mainstreams wurde.

Diesem Umstand zollte Paramount in den Achtzigern insofern Tribut, dass sehr darauf geachtet wurde, in jedem Fall ein R-Rating zu bekommen, also die deutsche Entsprechung von „ab 18“, damit es keine Probleme bei der kommerziellen Auswertung der Filme gab.

Die Ausnahme ist Sean S. Cunninghams FRIDAY THE 13TH von 1980, der als einziger Teil auch in der „Unrated“-Version existiert. Insofern für die Fans natürlich enttäuschend, dass Paramount in Zeiten von unzähligen „Unrated“-Veröffentlichungen keinerlei Anstalten macht, an diesem Zustand etwas zu ändern, vorausgesetzt die damals geschnittenen Szenen existieren überhaupt noch.

Ansonsten sind die inzwischen existierenden DVD-Versionen natürlich ein Quantensprung im Vergleich zu dem, was man aus VHS-Zeiten kannte, sind aber mit Sicherheit nicht mit der Sorgfalt digital aufbereitet worden, wie man es sich vielleicht wünschen würde.

Und wer die oft reichlich gruseligen deutschen Synchros genießen will, muss das überwiegend in Mono tun. Was die inhaltliche Güte der Filme angeht, kann man zum Teil durchaus nach der Freigabe gehen, und so verspricht das hübsch rote FSK-Siegel auch mehr Spaß.

Splatter ist natürlich nicht alles, aber ansonsten wird einem hier nun mal nicht viel geboten. Das zugrunde liegende Schema ist an sich immer das Gleiche: Jason wird auf irgendeine blödsinnige Weise wiederbelebt – in Teil VI durch einen Blitzschlag oder in Teil VII durch ein telekinetisch begabtes Mädchen – und killt jeden, der ihm in die Quere kommt, mit Vorliebe natürlich promiskuitive und Drogen gegenüber nicht abgeneigte Teenager.

Dabei geben sich die Macher natürlich nicht viel Mühe, das Wiederauftauchen Jasons in irgendeiner Weise logisch zu erklären, der in den Filmen auch innerhalb kürzester Zeit erstaunliche Entfernungen zurücklegen kann und fast unkaputtbar ist – an sich ist FREITAG DER 13.

reine Comedy, nur wurde dabei der Humor vergessen. War Teil II noch eine halbwegs passable Fortsetzung, nur dass Jason darin noch mit Kartoffelsack über der verfaulten Birne herumläuft („I’ve seen enough horror movies to know any weirdo wearing a mask is never friendly.“), sind meine persönlichen „Highlights“ der beschlagnahmte FREITAG DER 13.

- DAS LETZTE KAPITEL, FREITAG DER 13. - JASON LEBT (1986) und FREITAG DER 13. - TODESFALLE MANHATTAN (1989). Gerade bei den zwei letztgenannten hatten die Macher offenbar mehr Mut zur Selbstironie, und so wird etwa bei JASON LEBT der bekannte Anfang der James Bond-Filme parodiert.

Vor allem TODESFALLE MANHATTAN könnte durch die Verlegung der Location im letzten Drittel von Camp Crystal Lake nach New York ein richtig herrlicher Spaß sein, wenn die späteren Teile der Serie nur nicht alle so extrem blutleer wären.

Denn die MPAA – das amerikanische Pendant zur FSK – beäugte mittlerweile wesentlich schärfer den Gewaltanteil von Kinofilmen, da durfte auch Jason nicht mehr ganz so explizit morden. Dabei entging aber den meisten Filmbewertungsstellen der erzkonservative Charakter der Slasher-Filme, denn wer überlebt dort zum Schluss? Natürlich die jungfräuliche Heldin, während ihre lasterhaften Freunde das Zeitliche segnen, mit Jason als verlängertem Arm und Vollstrecker Schwarzer Pädagogik – an sich müssten die größten Fans von Jason die Eltern sein.

Die bei Filmen gerne gestellte, etwas naive Frage danach, wer denn am Ende gewinnt, lässt sich aber auf jeden Fall leicht beantworten. Paramount! Denn die haben sich mit Streifen, die selten mehr als 3 Millionen Dollar gekostet haben, schon lange eine goldenen Nase verdient.

Trotzdem ist die Frage des Totengräbers in JASON LEBT berechtigt und natürlich auch ein Zeichen der schon angesprochenen dezenten Selbstironie: „Why’d they have to go and dig up Jason? Some folks sure got a strange idea of entertainment.“ Zumindest wurden danach die Abstände, in denen man Jason wieder ausbuddelte, immer größer und so dauerte es nach JASON GOES TO HELL von 1993 sogar acht Jahre bis zum richtig miesen JASON X.

In Rente ist Jason, wie ich fürchte, aber noch lange nicht.