Ausgehend von der 68er-Bewegung suchten in den frühen Siebziger Jahren viele Jugendliche einen Weg für ein selbstbestimmtes Leben, abseits von Schützen- oder Karnevalsvereinen, dem Konsumzwang in Kneipen und Gaststätten, Tanzstunden und der Kontrolle der Elterngeneration. Gerade auch in der Provinz haben sie versucht, selbstverwaltete Jugendzentren zu etablieren, um so eigene Räume zur Freizeitgestaltung in Selbstverwaltung zu schaffen. Der Film, der aus einer Bachelorarbeit heraus entstand, zeichnet die Geschichte der Jugendzentrumsbewegung von den Anfängen bis heute nach. Den Schwerpunkt bildet dabei das JUZ Mannheim und seine Entwicklung über die letzten vier Jahrzehnte. Filmaufnahmen, die teilweise fast schon historisch anmuten, stehen neben Interviews mit den damaligen und auch heutigen Aktivist: innen und ergeben so ein buntes Bild gerade aus den Anfangszeiten, in der sich viele Jugendliche begannen politisch zu engagieren und auch emanzipieren. Dabei lässt Tobias Frindt, der Macher des Films, die Akteur: innen und die Bilder für sich selbst sprechen und zeigt so auch die vielfältigen Probleme, die Selbstverwaltung mit sich bringt, vom Toilettendienst, Thekenschichten, Plenumsarbeit und Diskussionen über Finanzierungsprobleme bis hin zum Schutz der Freiräume. Spannend ist dabei auch die Entwicklung der Bewegung, die gerade in den frühen Achtzigern noch einmal einen frischen Schub durch die Punk- und die sich entwickelnde Autonomenbewegung bekam. Auch die Bedeutung der Jugendzentren für eine linksalternative Kultur und unkommerzielle Musikszene wird dargestellt. Ein wichtiger Film nicht nur aus zeithistorischer Sicht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Triebi Instabil