FREIBEUTER DES TODES

FREIBEUTER DES TODES (mit dem Michael Bay-Käse aus dem Jahr 2005 hat THE ISLAND im Original nur den Titel gemein) dürfte die unbekanntere der drei großen Kinoadaptionen von Peter Benchley-Romanen sein.

Unerreicht ist natürlich Spielbergs JAWS von 1975, als Buch und als Film ein Meisterwerk, zwei Jahre später folgte THE DEEP, hochkarätig mit Nick Nolte, Robert Shaw, Jacqueline Bisset und Eli Wallach besetzt, ein nach wie vor spannender Abenteuerfilm im 70s-Look, und schließlich THE ISLAND, zu dem Benchley ebenfalls das Drehbuch schrieb.

Aber irgendwas lief wohl schief bei diesem Projekt, das heutzutage viele Leute als eher verunglückten 80er Jahre Trash-Film ansehen, woran auch die Hauptdarsteller und Kontrahenten Michael Caine und David Warner offenbar nicht viel ändern konnten.

Möglicherweise war auch Michael Ritchie einfach nicht der richtige Regisseur für einen Actionfilm dieser Art. Dabei ist die Grundidee eigentlich nicht übel: Caine spielt den Reporter Blair Maynard, der zusammen mit seinem 12-jährigen Sohn im berühmt-berüchtigten Bermudadreieck das Verschwinden unzähliger Schiffe aufklären will, was Mitte/Ende der 70er ein richtig großes Thema war (siehe die Märchenbücher eines gewissen Charles Berlitz, der auch ein großer Roswell-Fan war).

Benchleys Erklärung dafür sieht recht simpel aus, denn Caine stößt bei seinen Recherchen auf grenzdebile Nachfahren von Piraten aus dem 17. Jahrhundert, die sich mithilfe einer ziemlich rudimentären Sprache untereinander verständigen (was vor allem in der deutschen Fassung ziemlich albern wirkt) und halt das tun, was Piraten eben so tun, nämlich andere Schiffe kapern.

Genau das passiert auch dem Reporter und seinem Sohnemann, und während der sich schnell in die Piratensippe integrieren kann, soll der Papa mit einer Piratenbraut den Genpool auffrischen, und versucht natürlich in Folge permanent erfolglos zu fliehen.

Benchley spielt hier mit bekannten Elementen, die man aus anderen literarischen Werken wie James Dickeys "Deliverance" oder William Goldings "Lord Of The Flies" kennt, also die angeborene Gewaltbereitschaft des Menschen, die ohne den Bezug zu Zivilisation und Gesetz sehr schnell wieder zutage tritt.

Allerdings verpackt in einen recht oberflächlichen, ruppigen Actionfilm mit Sam Peckinpah-Finale, der immer noch überraschend unterhaltsam ist und auch durchaus aufwändig inszeniert wurde.

Hinzu kommt der sehr schöne Score von Ennio Morricone, der dem Film eine Klasse verleiht, die er dann leider doch nicht besitzt. Vielleicht auch, weil Benchley sein durchaus gelungenes Buch durch die übliche Einflussnahme von Produzenten nicht so umsetzen konnte, wie er wollte, aber darüber kann man nur spekulieren.

Und Caine, dessen Rolle wohl zuerst Anthony Hopkins angeboten wurde, warf man vor, mehr an seiner Gage als am Film interessiert gewesen zu sein, was er aber eigentlich ganz gut zu verbergen weiß.

Allerdings ist FREIBEUTER DES TODES dennoch nicht die vielbeschworene Partygranate für den Trashfilm-Abend, dafür steckt hier immer noch zuviel an guten Ideen darin, und mehr Spaß als so mancher unterbelichteter aktueller Actionfilm macht er auf jeden Fall.

Die DVD von Koch ist tatsächlich die weltweit erste Veröffentlichung des Films in digitaler Form, ungeschnitten und in guter Bild-und Tonqualität, dazu gibt es den Trailer und eine 32-minütige Super-8-Fassung.