Franquin

MAUSI UND PAUL

André Franquins klassische Fünfziger-Jahre-Familienfunnys, komplett mit allen 183 Gags und etlichen Seiten Bonusmaterial mit zahlreichen interessanten Hintergrundinformationen rund um Franquin, Mausi und Paul und die beiden konkurrierenden belgischen Verlagshäuser Dupuis und Lombard.

Interessant auch, weil man direkt erfährt, wie Franquin selbst Mausi und Paul wahrgenommen hat: „Sie sind sehr spontan entstanden, das erklärt den Mangel an Charakter dieser Figuren. Es sind Marionetten, die unbewusst für Tintin maßgeschneidert sind, ein wenig bourgeois und steril.

Mausi ist nett, Paul ist ein sympathischer Prahlhans, aber was die Psychologie angeht, darf man nicht zu viel von ihnen erwarten!“ Da scheint ein Zeichner nicht wirklich große Stücke auf seine Kreationen zu halten.

Wahrscheinlich war es auch nicht die beste Idee, sich aus einer Racheaktion dem eigenen Verleger gegenüber heraus mit Mausi und Paul noch eine Menge Arbeit zum ohnehin schon völlig ausgereizten Arbeitspensum aufzuladen.

Jeder Gag eine Qual. Kein Wunder also, dass Franquin seine beiden Helden nicht sonderlich mochte und recht bald begann, Szenaristen für ihn an der Serie arbeiten zu lassen (darunter Peyo und Goscínny).

Ja, wirklich spritzig sind Mausi und Paul tatsächlich nicht, der in den Panels transportierte Zeitgeist (Möbel, Musik, Autos, Gebrauchsgegenstände) macht die Lektüre trotzdem enorm reizvoll.

Die leicht versteckten Details verraten erstaunlich viel mehr über diese Zeit als so mancher ausgefeilte geschichtswissenschaftliche Aufsatz. Auch in diesem Zusammenhang erläutert das Bonusmaterial übrigens die Hintergründe („Wie zeichnet man die Gegenwart“).

Fazit: Pflichtlektüre für Designinteressierte und alle, die die Fünfziger Jahre verstehen oder wiederauferstanden sehen wollen.