SIN CITY 1: STADT OHNE GNADE / SIN CITY 2: EINE BRAUT FÜR DIE MAN MORDET

Frank Miller

Nicht das erste Mal, dass „Sin City“ in diesem Heft thematisiert wurde, allerdings ist die Neuauflage bei Cross Cult mit anderen Covermotiven noch mal eine gute Gelegenheit, auf Frank Millers großartige Comic-Serie hinzuweisen, die ja nach wie vor bei den meisten Leuten durch Robert Rodriguez’ Verfilmung aus dem Jahr 2005 bekannt sein dürfte.

Sicherlich das Beste, was Rodriguez in seiner Karriere fabriziert hat, aber nicht ganz auf der Höhe der Comic-Vorlage. Nach wie vor bizarr erscheint, dass Miller selbst dann in einem ähnlich überstilisierten CGI-Look Will Eisners „The Spirit“ verfilmte, möglicherweise eine der miesesten Filme der letzten zehn Jahre.

Miller hätte es besser wissen müssen, zumal ja auch Rodriguez nur bedingt dessen fast schon expressionistische Schwarzweiß-Zeichnungen in seinem Realfilm umsetzen konnte. Denn die Comic-Bilder von „Sin City“ funktionieren durch einen extremen Kontrast zwischen schwarzen und weißen Flächen, die teilweise zu regelrechten Rätselaufgaben werden, je weniger Miller dabei mit dünneren Konturlinien arbeitet.

Visuell auf jeden Fall ein fast schon revolutionäres künstlerisches Konzept, das Miller da Anfang der Neunziger entwickelt hatte. Hinzu kommt, dass „Sin City“ inhaltlich eine wirklich brillante Verbeugung vor dem Film Noir und der Hardboiled-Krimiliteratur der 20er und 30er Jahre ist, bei der er allerdings den Sex & Gewalt-Gehalt in extremer, regelrecht irrealer Weise steigerte.

Eine moralisch durchweg anrüchige Angelegenheit, bevölkert von Gesetzlosen und Prostituierten, wo die Unterscheidung zwischen Gut und Böse mehr als schwer fällt, was natürlich den Reiz des Ganzen ausmacht.