Francis Kirps

DIE KLASSE VON 77

Als der Punk noch in den Kinderschuhen steckte ... Das ist in diesem Roman hier mal ganz wörtlich zu nehmen. Der Protagonist der Geschichte ist nämlich gerade erst einmal neun Jahre alt, als er das erste Album der RAMONES hört und daraufhin beschließt, seine eigene Band zu gründen.

Und somit haben wir es bei „Die Klasse von 77“ mit einer weiteren Coming-of-Age-Geschichte in der deutschen Provinz zu tun, bei der Punkrock eine ganz zentrale Rolle einnimmt. Nur sind diesmal eben noch Kinder und keine pubertären Jugendlichen die Helden.

Doch die Entwicklung zeigt deutliche Parallelen zu realen Biografien auf. Ort der Handlung ist ein fiktives Kaff in Luxemburg, doch könnte die Geschickte auch überall anders in der Provinz angesiedelt sein.

Die Erwachsenen stehen hier als Synonym für alles Spießige und Autoritäre, gegen das rebelliert und sich aufgelehnt werden muss. Dass das nicht immer leicht ist, besonders wenn man gerade erst Lesen und Schreiben gelernt hat, liegt auf der Hand.

Das ist für den Leser oftmals äußerst unterhaltsam und komisch, vor allem wenn die lokalen Entwicklungen in der Story immer wieder auf reale Szenebegebenheiten hinweisen. Hier bekommt die Geschichte Drive und macht richtig Spaß.

Ist das Ende auch etwas vorhersehbar, so weiß der Weg bis dahin sehr zu unterhalten. Es ist gerade die kindliche Herangehensweise an Punkrock, die mich immer wieder schmunzeln lässt. Denn diesen naiven Blickwinkel hatten wir so ähnlich doch alle zu Beginn unserer Szenekarriere einmal.

Somit ist „Die Klasse von 77“ vor allem, aber nicht nur jungen Punk-Eltern und ihrem Nachwuchs zu empfehlen.