COLORED MOTH

Fragmenting Tensions

Ich bin hin- und hergerissen ob dieses 2013 gegründeten Berliner Noise/Post-Hardcore-Outfits, dessen Mitglieder sich nebenher teilweise auch in der Post-Punk-Band NERVÖUS austoben. Einerseits bedient man sich äußerst geschickt und variantenreich am Neunziger-Genre-Baukasten und strickt daraus eine interessante und musikalisch sehr kompetent umgesetzte kleine Rock-Oper, die sich einem erst nach einer gewissen Zeit erschließt.

Andererseits wirkt die erste LP der Band äußerst zerklüftet und uneinig in ihrer Marschrichtung. Das ist selbstverständlich Kritik auf sehr hohem Niveau, aber es fehlt hier doch ein bisschen das Alleinstellungsmerkmal.

Mal gehen die drei sehr emotional und fragil zu Werke, wie im mit zwei männlichen Gaststimmen unterstützten „Second sight – Craving of the ID“. Zunächst sehr melodisch und greifbar wirkt dann der sechsminütige Brocken „LZRDSNC“ mit SVFFER-Mitglied Leonie, der aber im Folgenden immer wieder in sich zusammenfällt und neu Fahrt aufnimmt.

Der Rest der Platte gibt sich konsequent chaotisch und sperrig, Übergänge zwischen den Songs werden durch insgesamt drei Instumentaltracks/Interludes hergestellt und wer die Platte nicht digital hört, sondern auf den Teller legt, wird beim ersten Hördurchgang auch nicht auf Anhieb merken, wann welcher Song zu Ende ist und der nächste beginnt.

Geplantes Chaos, dessen Richtung oft etwas unklar ist.