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LORD

Forest Nocturne

Hybris oder augenzwinkernde Selbsterhöhung? Wer sich selbst „The Lord“ nennt und wo man nun rätseln kann, ob es nur ein behaupteter englischer Adelstitel ist oder gleich „Gott“ gemeint ist, erhebt auf jeden Fall einen hohen Anspruch. Und womöglich gibt es nicht wenige Menschen da draußen, die Greg Anderson, seines Zeichens Gitarrist von SUNN O))) und GOATSNAKE und überdies der Herrscher über das Southern Lord-Label, einen gottgleichen Status zusprechen würden im Genre extremer, extravaganter Gitarrenmusik. Im August und September 2021 veröffentlichte Anderson die ersten beiden Songs unter seinem neuen Pseudonym, „Needle cast“ mit Robin Watti von BIG|BRAVE sowie „We who walk in light“ mit William Duvall von ALICE IN CHAINS und Neon Christ als Sänger. Beide Songs sind nicht auf diesem Album enthalten, auf dem es aber eine weitere Kooperation gibt: die Stimme von Attila Csihar von MAYHEM ist bei „Triumph of the oak“ zu hören. Ingesamt ist „Forest Nocturne“ mit ausnehmend schönem Artwork von Dan Seagrave (wobei das mittlerweile mit den passenden Stichworten wohl auch schon eine Bildgenerator-KI hinbekommen würde, so ist zu befürchten) der Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt – und der ist SUNN O))). Cinemaskopische Sounds hat Anderson hier kreiert, die mal vorsichtig vordringen, mal mit großer Wucht einschlagen, und damit den von Anderson genannten Vorbildern John Carpenter und Bernard Herrmann nacheifern. Ende 2023 heißt es sei „more to come“ – ich möchte seiner Lordschaft eine erneute Coop mit Anna von Hausswolff nahelegen.