Scheinbar unbeeindruckt haben FONTAINES D.C. die Klippe der großen Erwartungen umschifft. Die Erwartungen an ein zweites Album, das den Erfolg des Debüts wiederholt oder sogar übertrifft. Den Jungs aus Dublin ist es gelungen, mit „A Hero’s Death“ quasi nahtlos an das Niveau von „Dogrel“ anzuknüpfen. Und das nicht mal 18 Monate später. Trotzdem gibt es einen Unterschied. Auf ihrem zweiten Album präsentieren sich FONTAINES D.C. angeschlagen und verletzt, nicht voller prahlerischer Energie wie auf ihrer ersten Platte. Die unzähligen Shows nach dem Debütalbum fordern offenbar ihren Tribut. Die Songs auf „A Hero’s Death“ sind geduldiger, selbstbewusster und komplexer, voller philosophischer Ansichten über die moderne Welt und ihre große Unsicherheit. Fast wie ein Statement von alten Hasen, dabei gibt es die Band gerade einmal drei Jahre. Für Aufmerksamkeit sorgten sie auf der Insel schon im ersten Jahr ihrer Existenz mit ihren ersten Singles wie „Boys In The Better Land“ oder „Too Real“, die sie in Eigenregie herausbrachten. Die BBC nahm sie in die Arme und erklärte sie zu ihren neuen Lieblingen. Im November 2018 unterschrieben sie einen Deal bei Partisan Records, dem Label von IDLES oder CIGARETTES AFTER SEX. Fünf Monate später war „Dogrel“ geboren und die blutjungen Iren gingen durch die Decke. Ihre von US-Beat-Poeten wie Jack Kerouac oder Allen Ginsberg und irischen Dichtern wie James Joyce oder Patrick Kavanagh beeinflussten Songs trafen den gleichen Nerv wie ihre Labelmates IDLES aus Bristol oder SHAME aus London. Schnodderiger Post-Punk mit unheimlicher Coolness und Nonchalance. Von Guardian oder NME hagelte es Fünf-Sterne-Reviews und BBC 6 Music kürte „Dogrel“ zum „Album des Jahres“. Ein Ritterschlag für britische oder irische Bands. Als FONTAINES D.C. im Oktober 2019 auf US-Tour unterwegs sind, entstehen erste Demos für „A Hero’s Death“ in Los Angeles. „Wir haben uns auf diesen langen Fahrten durch Amerika mit Harmonien angefreundet“, sagt Sänger Grian Chatten. „Wir haben uns schon immer gefragt, wie das die BEACH BOYS mit ihren Songs machen.“ Kein Wunder, dass Stücke wie „Sunny“ oder „Living in America“ die kalifornische Sonne in sich tragen. Laut Grian Chatten haben sie im Songwriting-Prozess auch Musik von PRODIGY oder BRIAN JONESTOWN MASSACRE angehört, um in sich „dieses brummende, hypnotische Gefühl zu erzeugen“. Das Post-Punk-Fieber des Debütalbums ist also nicht komplett verschwunden. Die flirrenden Gitarren, der fast schon bedrohliche Gesang, die monotonen Beats. Alles noch da, aber eben auch andere Vibes. Produziert hat „A Hero’s Death“, wie schon „Dogrel“ Dan Carey in London. Dort hat er auch schon mit Künstlern wie Kate Tempest, BLOC PARTY oder FRANZ FERDINAND gearbeitet.
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