FOETUS

Love CD+DVD

Mit etwas Verzögerung erreicht uns jetzt die finale Version des aktuellen FOETUS-Albums, bei dem Mr. Thirlwell die Tradition der einsilbigen Vier-Buchstaben-Titel fortsetzt. Diesmal also "Love", und das impliziert ja beinahe eine altersmilde Sanftheit, die man von Thirlwell, einem der letzten verbliebenen Haudegen des kompromisslosen US-Undergrounds der Achtziger, so gar nicht gewohnt ist.

Doch kaum ist die CD eingelegt, kann Entwarnung gegeben werden. "Love" ist mitnichten ein schmusiges Balladen-Album, auch wenn Thirlwells Alben heute nicht mehr die Industrial-Schärfe haben, die sie noch bis in die Neunziger hinein besaßen.

Stattdessen gibt es in Thirlwells Brooklyner Studio gezauberten Synthetik-Bombast, etwa das orchestrale "Aladdin reverse", zu dem man sich doch echt eine wirklich orchestrale Umsetzung in einem großen, beispielsweise Londoner Opernhaus wünscht.

Thirlwell ist auch hier wieder High Priest und grandioser Scharlatan in einer Person, und wer jetzt kein Fan dieses eigenwilligen One-Man-Orchesters ist, der wird es auch kaum mehr werden.

Doch ich kann und will mich ein ums andere Mal nicht der suggestiven Kraft seiner mal genialen, mal bombastisch-plumpen Sound-Konstrukte entziehen. Exquisit auch wieder das Grafik-Design des CD-Booklets, das nach LP-Dimensionen schreit, aber auch in der Ausklapp-CD-Version begeistert.

Album Nr. 19 mag kein wirkliches herausragendes Highlight im Katalog des Herrn Thirlwell sein, aber für Enttäuschung gibt es keinen Grund. Auf der beiliegenden DVD finden sich Videos zu drei Albumtiteln: "Blessed Evening" entstand unter Regie von Karen O (YEAHYEAHYEAHS) in Zusammenarbeit mit Spike Jonze, für "(not adam)" zeichnet Jeremy Solterbeck verantwortlich, und dann gibt es noch Trailer zu "Venture Brothers", wo J.G.

Thirlwell für den Soundtrack zuständig war. Und als Bonus schließlich noch alte Liveaufnahmen sowie Ausschnitte aus einer wohl bald erscheinenden Doku über Thirlwell.