FLIEHENDE STÜRME

Himmel steht still

Zur Einleitung will ich gerne mal den leider schmerzlich vermissten Stuttgarter Konzertveranstalter Müsgüb mit seinen einleitenden Worten zu einem FLIEHENDE STÜRME-Interview aus einem uralten Plot zitieren: „FLIEHENDE STÜRME sind eine der wenigen deutschen Punkbands, deren Texte ich ertragen kann.

Die Musik ist unspektakulär bis spartanisch, mit sehr eigenem Stil und Ausstrahlung, klare Handschrift, nichts Abgedroschenes. Die Texte persönlich, nachvollziehbar, zur Tretmühle des täglichen Lebens, Höhen und Tiefen der Existenz.“ Die musikalische Entwicklung der Vorgängerband CHAOS Z beschreibt er treffend als Analogie zur Entwicklung, die von den MISFITS über SAMHAIN zu DANZIG stattgefunden hat, auch das passt perfekt.

Heute kennt nahezu jeder Schwarzkittel die Band, deren zweite und dritte LP nun auch endlich wieder in Vinylform wiederveröffentlicht wurden: zwei essentielle Post-Punk-Platten, die in jeden Haushalt gehören.

Die Älteren hören immer noch CHAOS Z zwischen den Zeilen heraus, erkennen aber auch die Einflüsse von WARSAW oder Bands wie PACK (die englischen), die Jüngeren nennen dann eben DIE STRAFE oder EA80 als Referenzen, die genau genommen dieselben Wurzeln hegen und pflegen.

Da ich über die Originale beider LPs verfüge, kann ich vergleichen. Beide Platten wurden neu gemastert, was klanglich nicht unbedingt zur Verbesserung beigetragen hat, denn sowohl „Priesthill“ als auch „Himmel“ klingen im Original um einiges fetter, tiefer, basslastiger und damit druckvoller als die Neuauflage.

Warum das Cover von „Priesthill“ wie ein ziemlich verkorkster Bootleg aussehen musste, statt auch vorne neu gestaltet zu werden, stört auch nur Trottel wie mich, die Stunden damit aufbringen können, beide Platten parallel zu hören und Nuancen zu vergleichen, die derjenige nicht hören wird, der sich glücklich schätzen darf, wenigstens eine Version der LPs sein Eigen nennen zu dürfen.