Die Finte entstammt der Fechtkunst und beschreibt eine Aktion, die den Gegner eine bestimmte Absicht annehmen lässt, um ihn so zu einer vorhersehbaren Reaktion zu animieren. „Wie das Endliche treibt“ transferiert einige dieser Täuschungsmanöver auf eine musikalische Ebene. In Metaphern verpackte Lyrik schwebt grazil und pathetisch durch den Raum, suggeriert Harmonie und erwartbare Strukturen. Dieser Eindruck verflüchtigt sich in den zahlreichen progressiven Ausbrüchen, in denen die zarte Singstimme in energiegeladene Screamo-Attacken umschwenkt und die instrumentale Begleitung in Mathcore-Pattern, disharmonisch schneidende Gitarrenläufe und verwirrende Taktwechsel abdriftet. Die Hannoveraner Band ist dabei sicherlich etwas von ihren Nachbarn THE HIRSCH EFFEKT beeinflusst. Aber auch die Herangehensweise von FJØRT schimmert etwas durch. Es ist erkennbar, dass FINTE viel Zeit und Energie in dieses Album und seinen Mix aus Post-Hardcore, Mathcore und Progressive Metal investiert haben. Jeder mögliche und sich anbietende Moment ist durchdrungen von ausgefeilten Klangbildern, Effekten oder Gastmusikern. Touché, FINTE.
© by Fuze - Ausgabe #71 August/September 2018 und Nils Wittrock
© by Fuze - Ausgabe #101 August/September 2023 und Florian Auer