Seltsam, dass ich von dieser Band noch nie was gehört habe, und auch nicht von ihren Vorgängern, der ELECTRONIC EYE MACHINE und den NEW TELLERS. Alle drei sind sie wohl durch Szenezugehörigkeit und personelle Überschneidungen mit MAXIMO PARK und den geilen FUTUREHEADS verbandelt.
Von dem nicht unbeträchtlichen Rockfaktor der beiden zuletzt Genannten haben Field Music gar nichts. Sie wirken - auch äußerlich - eher wie Jungens, die sich auch mal die Ohren zuhalten, wenn es ihnen zu laut wird.
Auch das typisch Nordbritische, das die Plattenfirma dem Liebhaber angesichts des aktuellen Hypes und des Naheliegens suggerieren will, führt auf die falsche Fährte. Hätte mich nicht der seltsame Akzent irritiert, hätte ich beim ersten unvoreingenommenen Hören Stein und Bein geschworen, dass das Amerikaner sind.
FIELD MUSIC üben sich in der urbritischen Disziplin des Pop, aber halt nicht beatle-esque experimentierend und revolutionierend, sondern beach-boyisch meditierend und abspacend. Sie sind höchstwahrscheinlich keine geistesgestörten Genies wie ihre Vorbilder, aber nerdige Fans, die die Elemente genau richtig zusammen setzen, etwas Neues daraus zimmern, das eine eigene Seele hat.
Kurz vor dem Überzuckern schlagen sie im letzten Moment einen kurzen, schrägen Haken, richten Überschwemmungen mit Streicherarrangements an (die von den späten XTC kommen könnten) und sind doch auf eine humorvolle Art sehr trocken (somit doch britisch).
Ich hatte sie auf dem Discman, und mir hat sogar der Weg in den Waschsalon Spaß gemacht. Mein Blick wurde zu einer Kamerafahrt in einem schönen und ziemlich schrägen Film. Sagen wir so: ich musste diese Platte haben, Claus Wittwer will sie haben, auch wenn er es noch nicht weiß, und wer noch wirklich neugierig ist, was zu erleben, der will sie auch haben.
(10/10)
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #65 April/Mai 2006 und Antek Pistole