Meine erste Reaktion als das neue FETISH 69 Album im Soundcheck auftauchte, war: "Oh, nein, warum tust du mir sowatt an?" Blankes Entsetzen!! Ich will hier auch nicht verschweigen, dass ich die Vorgänger-Scheiben auf dem Billig-Wühltisch nur aus Mitleid mitgenommen habe und ich sie immer noch als absolut durchschnittliches Crossover-Geplänkel verdamme!! Ich habe sie mir zwecks dieses Reviews extra noch einmal angehört und bleibe auch bei meiner Feststellung! So, da saß ich nun wieder, es war dunkel und aus Rücksicht auf meine Nachbarn hatte ich den Kopfhörer auf.
Mit der Gewissheit eines Verisses drückte ich die Play-Taste... Was sich die nächste knappe Stunde schleichend durch meine Hörgänge fraß, ist der einzige legitime Soundtrack zur kranken Hysterie, die das Jahr 1999 im Hinblick auf die drohende Jahrtausendwende erfasst hat.
Diese Platte sollte ununterbrochen im Radio gespielt werden, bis auch das letzte labile Seelchen seinen Abschied genommen hat... Von den typischen Crossover-Gitarren hat man sich wohltuenderweise verabschiedet, um sich der morbiden Klangmalerei zuzuwenden, welche aus obskuren, elektronischen Spielzeugen tropft.
Von der zähen und jeden Nerv zerstörenden Atmosphäre her gelingt es FETISH 69 sogar, sich in die Nähe der ansonst unerreichten SKINNY PUPPY zu plazieren. Textlich fördert man auch so manchen (un)menschlichen Gedanken hervor, den so mancher gleich lieber wieder verbannen würden, um nicht zu sehr mit sich selbst und seinen Abgründen konfrontiert zu werden.
Kann man absolute Finsternis fühlen? Kann man panische Angst schmecken? Kann man psychische Krankheiten sehen? Kann man das nahende Unheil riechen? Nein, aber hier kann man ES hören...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #52 September/Oktober/November 2003 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #37 IV 1999 und Carsten Vollmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #23 II 1996 und Thomas Kerpen