Die spanischen Nachwuchs-Garageniks FEMUR sind erst verhältnismäßig kurz im Geschäft, haben aber in bemerkenswerter Regelmäßigkeit jährlich ein neues Album herausgebracht. „Gritan“, also „Schreien“, ist das 2023 erschienene dritte, und das Quintett hat zu seinem Stil gefunden. Okay, dieser Stil ist nicht wirklich neu, und dass sie sich deutlich auf die großen Namen des Eighties-Garage-Revivals beziehen, ist klar. Der allseits beliebte, wenn auch nicht hochoriginelle Sound, kein Klischee vermeidend, kommt weder ohne Fuzz-Gitarre noch ohne jaulende Farfisa oder die üblichen Horror-Sperenzchen aus; in ihrem Kosmos ist eben jeder Abend Halloween. 14 Songs enthält das Album, allesamt auf Spanisch gesungen, was selbst die Cover-Nummern einschließt. So wird aus „Goin’ to the graveyard“ von den WITCH DOCTORS „Vivo en el cementerio“, der CHESTERFIELD KINGS-Hit „She told me lies“ heißt hier „Dorianne Gray“, und „Un hechizo cruel“ ist die Interpretation vom FUZZTONES-Oldie „It came in the mail“. FEMUR spielen mit beständiger Leidenschaft und der leicht hysterische Gesang in Verbindung mit dem rauhen Bandsound weckt Erinnerungen an die schmerzlich vermissten, völlig überdrehten WAU Y LOS ARRRGHS!!!. Live sind FEMUR natürlich noch wilder, kaum zu toppen, aber das dritte Scheibchen fängt sie doch schon in Bestform ein.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Gereon Helmer