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FEMINISTS IN PROGRESS – Ein Comic-Guide für Empowerment, Body Positivity und Vielfalt

Lauraine Meyer

Lauraine Meyers „Feminists in Progress“ ist kein Comic im klassischen Sinne. Es gibt keine Panels und keine durchgängig erzählte Geschichte. Vielmehr ist es eine Art illustriertes popkulturelles Sachbuch. Jede Seite ist einzigartig gestaltet und erklärt leicht verständlich und humorvoll Begriffe wie „non-binary“ oder Probleme wie Gewalt in Beziehungen. Die Kapitel sind so kurzweilig, dass man das Buch mühelos im Ganzen durchlesen kann – zum Beispiel wie ich während eines sehr langen Friseurbesuchs. Die französische Autorin beschreibt Situationen, die viele Frauen zu gut kennen. Etwa die Ignoranz männlicher Kollegen am Arbeitsplatz oder das fast schon zur Gewohnheit gewordene Catcalling auf der Straße. Meyer geht den Ursachen für diese Phänomene auf den Grund. Übrigens sei dieses Buch dringend auch Männern empfohlen, egal, ob sie sich als Feminist bezeichnen oder nicht. So kann Mann für viele Probleme sensibilisiert und zu einem besseren Verbündeten werden. Einziger Kritikpunkt: Stellenweise wird durchaus deutlich, dass Meyer der Zusammenhang zwischen Patriarchat und Kapitalismus klar ist. Umso unverständlicher, dass es dazu kein eigenes Kapitel gibt, wo der Kapitalismus neben dem Patriarchat doch die zweite große Säule unserer Gesellschaft ist. Besonders störend ist das im Kapitel über Ökofeminismus. Meyer erweckt hier den Eindruck, dass ein wiederverwendeter Jutebeutel ausschlaggebend im Kampf gegen die Klimakatastrophe sei, statt über Superreiche zu sprechen, die ständig mit dem Privatjet fliegen oder über Großunternehmen, die für den maximalen Gewinn die Luft verpesten.