Manche Neue-Musik-Kompositionen hören sich verstaubt, oberschullehrerhaft oder bieder an, wenn man sich bewusst ist, welche technische Möglichkeiten den Kunstschaffenden zur Verfügung stehen. Um diese engen Grenzen und musiktheoretischen Strukturen aufzubrechen, müssen neue Ideen her, denn ein klassisches Kammerorchester, und sei es auch noch so progressiv eingestellt, ist eben ein vom Aufbau her beschränkter Klangkörper.
Felix Kubin geht somit den richtigen Weg und dirigiert das ENSEMBLE INTÉGRALES, indem er den einzeln in verschiedensten Räumen untergebrachten Musikern Anweisungen über Kopfhörer gibt und sie ansonsten erstmal total frei auf seinen Grundlagen improvisieren lässt.
Die wirkliche Arbeit hat er dann während des Abmischens und Masterns, wenn er aus den, was Effekte angeht, komplett unbearbeiteten Aufnahmespuren seine Musik zusammenstellt. Was sich sehr trocken anhört, ist wärmer und spannender als man denkt.
Es kommen Assoziationen zu Nachtmusik oder Soundtracks auf. Impressionen von ruhenden Städten und verschwommenen Gedanken. Träume, Nebel und ferne Klanggemälde. Manchmal wünscht man sich mehr Dynamik oder mal einen einfachen, elektronischen Beat, um in Bewegung versetzt zu werden, aber das war nicht das Anliegen.
Wenn man mal mit Freude die Neue-Musik entdecken möchte und sich nicht erst durch seitenlange Essays zur Einführung lesen will, sollte man genau hier zugreifen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #94 Februar/März 2011 und Carsten Vollmer