FAUST

C'est Com... Com... Compliqué

Man darf bei FAUST wie bei jeder anderen Band, die inzwischen knapp 40 Jahre auf dem Buckel hat, natürlich bemängeln, dass mit Jean-Hervé Peron und Werner Diermaier nur noch zwei Gründungsmitglieder vorhanden sind - immerhin.

Aber wo ist denn jetzt schon wieder Hans Joachim Irmler abgeblieben, der war doch eigentlich der Hauptnachlassverwalter der Krautrocklegende in den letzten Jahren? Die Band scheint sich offenbar in einem Zustand von gespaltener Persönlichkeit zu befinden und in ganz unterschiedlichen Manifestationen aufzutauchen.

Egal, FAUST waren stilistisch sowieso schon immer schwer zu packen und eben immer etwas Besonderes beziehungsweise eher geniale Dilettanten als virtuose Musiker, was alle ihre Platten auch immer so unberechenbar gemacht hat, und vor allem selten kommerziell.

FAUST gehören damit zur vom Aussterben bedrohten Gattung der letzten wahren Vollblut-Avantgardisten, die zwar Rockmusik auch nicht neu erfinden, aber sich zumindest alle Mühe geben, diesen Anschein zu erwecken.

Was ihr letztes richtiges Studioalbum war, kann ich gerade gar nicht genau sagen, denke aber, dass es die Kollaboration mit DÄLEK 2004 war, in dieser Hinsicht natürlich auch keine sortenreine Angelegenheit.

Nennen wir „C'est Com... Com... Compliqué" also mal ein echtes neues FAUST-Album, bei dem sich Peron und Diermaier mit dem Franzosen Amaury Cambuzat von ULAN BATOR zusammengetan haben, was das leicht frankophile Coldwave-Feeling der Platte erklärt, wobei ja auch Peron in Frankreich aufgewachsen ist.

Ansonsten regiert auf der Platte ein vertrautes collagenhaftes Verständnis von Rockmusik, mal ein improvisiertes ausgefranstes Jammen, dann wieder erstaunlich rhythmisch und fokussiert, archaisches Stammesgetrommel trifft dabei auf ambientes Rauschen und lärmende Industrial-Klänge.

Man muss FAUST dabei zugute halten, dass die Neubauten dagegen inzwischen erschreckend „normal" wirken, auch wenn man dabei manchmal Gefahr läuft, durch allzu erzwungene Unkonventionalität den Hörer zu verprellen.

Aber dieser Balanceakt gelingt FAUST auf „C'est Com... Com... Compliqué" recht gut, ein faszinierendes Spätwerk, das es mit seinem künstlerischen Anspruch nicht übertreibt und immer im Rock verwurzelt bleibt.

Schön, dass man auch im Jahr 2009 immer noch nicht genau weiß, wer oder was FAUST eigentlich genau sind.