Zu George Orwells Klassiker „Farm der Tiere“ muss man ja eigentlich nicht mehr viele Worte verlieren. Ursprünglich in Anspielung auf das Agieren der Stalinisten in der Sowjetunion geschrieben, ist die Fabel/Parabel, populistischen Strömungen sei Dank, gerade aktueller denn je. Ja, zugegeben, im Gegensatz zu dem ursprünglich auf soziale Gerechtigkeit ausgerichteten sozialistischen und kommunistischen Grundgedanken sind Populisten von Beginn an ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht und lügen völlig unverhohlen. Allerdings bedienen sich auch die Trumps, Bolsonaros oder Orbáns dieser Welt der von Stalinisten wie Nationalsozialisten gleichermaßen eingesetzten Gleichschaltungs- und Propagandamechanismen, die auch „Farm der Tiere“ beschreibt. Die mit breitem Pinselstrich gestalteten Malereien des brasilianischen Künstler Odyr haben in dieser Graphic Novel eher illustratorische Funktion, textfrei für sich allein genommen ist die Handlung für den Leser/Betrachter nicht mehr nachvollziehbar. Auch fügen sie dem Ganzen nicht unbedingt eine zusätzliche Interpretationsebene hinzu, sie dienen nahezu ausschließlich der Illustration. Alle Bilder bleiben so frei von den comictypischen schwarzen Panelumrandungen, der Anteil der erzählenden Zusatztexte ist hoch, lediglich für die konkrete Zuordnung der Sprechanteile sind die Bilder tatsächlich erforderlich. Warum also nicht gleich das originale Orwell-Buch in Prosaform lesen? Weil sich eine Graphic Novel die für das Verständnis wesentlichen Aspekte herauspickt, die Lesezeit dadurch erheblich reduziert und der Lesefluss dank der Bilder deutlich erhöht wird, vielleicht. Lies und entscheide selbst.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #157 August/September 2021 und Anke Kalau