Als ich François Truffauts Verfilmung von „Fahrenheit 451“ aus dem Jahr 1966 mit 14 oder 15 das erste Mal sah, stand uns das „Orwell-Jahr“ 1984 noch bevor und kein Mensch hatte den Hauch einer Idee davon, dass 25 Jahre später Diskussionen über den alles speichernden Internet-Moloch Google geführt werden würden.
Ich war jung, aber schon alt genug, um eine Ahnung davon zu haben, dass in Zukunft nicht alles besser sein würde. Truffauts Film lag Ray Bradburys Buch aus dem Jahr 1953 zu Grunde, ein dystopischer Roman von zeitloser Bedeutung, dessen Geschichte auch heute noch keinesfalls wie eine naive Beschreibung einer Zukunft wirkt, die von der Realität längst eingeholt oder übetroffen wurde.
Dieses Buch nun wurde 2009 mit Zustimmung des bald neunzigjährigen Bradbury von Tim Hamilton als Graphic Novel umgesetzt, und scheinbar war Bradbury vom Ergebnis so überzeugt, dass er bereit war, das Vorwort zu schreiben.
Die Geschichte ist simpel: Montag ist Feuerwehrmann, doch in jener Gesellschaft – eine deutlich erkennbare Fortschreibung der heilen US-Vorstadtwelt der boomenden Fünfziger – hat die Feuerwehr eine ganz andere Aufgabe, denn die Häuser sind längst feuerfest.
Stattdessen rücken die Wehrmänner mit Kerosinspritzen bewaffnet aus, wenn mal wieder ein Buchbesitzer entdeckt wurde. Bücher, das ist subversiver Kram, den es zu beseitigen gilt, und diesen Job macht Montag mit Leidenschaft.
Bis er eines Tages Skrupel bekommt ... Warum hat sich eine alte Frau mit ihren Büchern verbrannt, als die Feuerwehr ins Haus kam? Was ist an diesen Büchern dran, dass jemand bereits ist dafür zu sterben? Montag nimmt ein zur Verbrennung bestimmtes Buch mit nach Hause, und das Verhängnis nimmt seinen Lauf.
Hamiltons bildliche Umsetzung der Geschichte ist gelungen, die Text-Adaption bei aller Kürzung nicht verfremdend, man bleibt der Vorlage treu und schuf so einen wirklich sehens- und lesenswerten Graphic Novel, der der literarischen Bedeutung des Roman angemessen ist.
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