FAHRENHEIT 451

Auf die einflussreichen Regisseure der französischen Nouvelle Vague, sei es Godard oder François Truffaut, kann ich in der Regel ganz gut verzichten. Allerdings drehte Truffaut 1966 mit „Fahrenheit 451“ einen echten Klassiker, der nicht unbedingt mit dem übereinstimmt, was die Nouvelle Vague propagierte.

Zumal Truffaut hier eine Romanvorlage adaptierte, wogegen er sich noch in einem 1954 veröffentlichten Artikel aussprach. Und gedreht wurde „Fahrenheit 451“ mit einem Budget, das den Franzosen in die Sphären von kommerziellem Kino katapultierte.

Dafür gelang ihm mit seinem einzigen englischsprachigen Film und dem ersten in Farbe eine der wenigen gelungenen Adaptionen eines Romans von Ray Bradbury. Der einflussreiche amerikanische Autor beschreibt in seiner dystopischen Geschichte einen totalitären Staat, der es verbietet, Bücher zu besitzen oder zu lesen, da dieses selbstständiges Denken fördern und damit die Gesellschaft destabilisieren könnte.

Die Feuerwehr der Zukunft löscht keine Feuer mehr, sondern spürt Bücher auf, um sie verbrennen, was gerade in Deutschland zu unangenehmen Assoziationen führte. Auch wenn Truffaut auf die typischeren Science-Fiction-Elemente des Romans verzichtete und kleine Änderungen bei den Figuren vornahm, war Bradbury dennoch mit dem Ergebnis zufrieden.

„Fahrenheit 451“ ist sicherlich Truffauts in sich stimmigster Film, vor allem dank guter darstellerischer Leistungen von Julie Christie und Oskar Werner (mit dem er sich allerdings schwer verkrachte), der Kameraarbeit des späteren Regisseurs Nicolas Roeg und der Musik von Hitchcock-Hauskomponist Bernard Herrmann.

Dieses immer noch ungemein fesselnde Werk erschien jetzt als Blu-ray in Kochs „Masterpieces of Cinema“-Reihe, weist aber keine wirklich spektakuläre Restauration des ursprünglichen Bildmaterials auf.