Ein Buch über die PET SHOP BOYS im Ox zu besprechen, wirkt nur auf den ersten Blick irritierend. Pop, wie ihn die PET SHOP BOYS verstehen und repräsentieren, dies wird schon nach wenigen Seiten deutlich, hat so unendlich viel mehr Punk-Attitude als es THE EXPLOITED jemals haben könnten! Jan-Niklas Jägers werkkritisches Bandportrait veranschaulicht, dass auch kommerziell erfolgreiche Popmusik viel mehr sein kann, als seichtes Mainstream-Entertainment.
Sein gut informierter, umfassend reflektierender, poptheoretische sowie sozial- und kulturgeschichtliche Zugänge vereinender Essay arbeitet leicht verständlich und fesselnd dicht geschrieben das gesellschaftskritische und subversive Potential des „New Pop“ der PET SHOP BOYS heraus.
Auf Basis von Selbstzeugnissen der Protagonisten und vor dem Hintergrund damaliger und aktueller poptheoretischer Debatten dekonstruiert Jäger das mal sozialromantische, aber vor allem sozialrealistische Songwriting der PET SHOP BOYS in lyrischer wie musikalischer Hinsicht beeindruckend umfassend.
Jäger analysiert präzise. Seine Interpretation ist bestechend. Auf diese Weise entsteht ein Kontinuitäten und Brüche konturierendes, komplexes Bild von Werk und Selbstverständnis der PET SHOP BOYS und des gesellschaftsverändernden Potentials von politisch intervenierender Popmusik.
Wäre ich auch nur ein klein wenig romantisch veranlagt, würde ich behaupten, dass Jan-Niklas Jäger eine Liebeserklärung an die Popmusik verfasst hat, an eine wahrlich platonische Liebe. An „Factually.
Die Pet Shop Boys in Theorie und Praxis“ werden sich jedenfalls zukünftige popmusikalische Analysen messen lassen müssen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #146 Oktober/November 2019 und Salvador Oberhaus