Immer wieder überraschend, was Thrill Jockey aus Chicago so herausbringen, und in diesem Fall ist es ein Projekt, das aus der Beschäftigung von Ian Eagleson (GOLDEN) mit folkloristischer Musik aus Kenia und Nairobi für seine Doktorarbeit entstand und 2004 zu den Aufnahmen für diese Platte führte.
Zusammen mit seinem GOLDEN-Kollegen Alex Minoff, der auch bei WEIRD WAR mitspielt, und den kenianischen Musikern Otieno Jagwasi (der im letzten Jahr verstarb) sowie Onyango Wuod Omari spielte man fünf recht ausufernde Stücke zwischen sechs und zwölf Minuten ein, die eine durchaus gelungene Symbiose aus afrikanischer Folklore und Chicago-Postrock darstellen.
Normalerweise ist ja so Ethno-Kram überhaupt nicht mein Ding, aber auf "Ok-Oyot System" entwickeln sich schon recht interessante exotische Klänge, die durchaus klassische (Afro-)Pop- und Rock-Strukturen aufweisen, aber vor allem durch ihre lebendige Rhythmik und langen Instrumentalpassagen faszinieren, mit sich wiederholenden monotonen Gitarrenriffs, ähnlich wie beim Blues, was aber eher hypnotisch als ermüdend wirkt.
Etwas aus dem Rahmen fallen dabei die beiden von Minoff und Eagleson allein eingespielten, sehr lasziv vor sich hin groovenden Songs "It's not easy" und "Tussin and fightin'", die auf allzu deutliche afrikanische Einflüsse verzichten und in dieser Form auch durchaus von einem WEIRD WAR-Album stammen könnten.
Überhaupt ist "Ok-Oyot System" eine Platte voller ungewöhnlicher, mitreißender Gitarrensounds, deren authentische, rauhe Unmittelbarkeit verhindert, dass das Ganze zu einer dieser bemühten Multikulti-Veranstaltungen zur Völkerverständigung wird, sondern ein immer spannendes und musikalisch aufregendes Unterfangen bleibt.
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #74 Oktober/November 2007 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #66 Juni/Juli 2006 und Thomas Kerpen
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #83 April/Mai 2009 und Thomas Kerpen