EXILED

Ein Jahr nach dem überbewerteten ELECTION besann sich Johnnie To offenbar wieder auf seine wirklich herausragenden Werke der 90er Jahre wie etwa THE MISSION oder A HERO NEVER DIES, wo er das klassische Bloodshed-Kino einer kunstvollen Frischzellenkur unterzog und wundervoll surreale und ironische Gangsterfilme schuf.

Vor allem an A HERO NEVER DIES erinnert EXILED, der sich in ähnlicher Form Elementen des Westerns bedient. Und so ist schon die Eingangssequenz unübersehbar Leone-like, als vier Gangster vor dem Haus eines ehemaligen Kollegen in Macao (das wie eine mexikanische Westernstadt wirkt) auf der Lauer liegen, der dort mit Frau und Kind zurückgezogen lebt.

Zwei wollen ihn umbringen, die anderen beiden ihn beschützen, und alle kennen sich seit ihrer Jugend, was zu einem höchst bizarren Treffen alter Freunde führt – erst schießt man sich über den Haufen, beseitigt im Anschluss dann das entstandene Durcheinander, bevor man sich schließlich friedlich zum Essen zusammensetzt, aber dabei keinen Hehl daraus macht, dass sich nichts an den jeweiligen Zielen geändert hat.

Das inszeniert To als ironisierte, stylische und schwarzhumorige Gangsterballade, und im Gegensatz zum lahmen ELECTION spürt man hier von Anfang sein kreatives Potential, wodurch der Zuschauer mit augenzwinkernden Plottwists und ungewöhnlichen Shootouts ständig neu überrascht wird.

Und auch hier gibt es ein Stelldichein der üblichen Verdächtigen in Gestalt von Darstellern wie Anthony Wong, Francis Ng, Simon Yam oder Lam Suet. Wer seine Ballerfilme gerne etwas stilvoller mag, ist bei EXILED genau an der richtigen Adresse.

Wie wenig Humor die FSK doch hat, sieht man auch hier wieder am „keine Jugendfreigabe“-Stempel, der Tos durchweg ironisches Spiel mit den Stereotypen des Action-Genres in keiner Weise gerecht wird, denn EXILED ist ganz sicher alles andere als eine eindimensionale Gewalt-Zelebration.