GLASVEGAS

Euphoric/Heartbreak

Herzlichen Glückwunsch zum wahrscheinlich schlechtesten Zweitling der letzten Dekade. Was auf dem Debüt noch mitreißend war, zwischen JESUS & MARY CHAIN, gesundem Pathos und einem Gespür für gute Ohrwurmmelodien lag, ist irgendwo auf einer Autobahnraststätte bei einem kleinen Zwischenstop am Kondomautomaten liegengeblieben.

Einzig und alleine der Pathos ist geblieben, der ein ums andere Mal gekonnt um die doppelte Portion weinerlich angereichert wurde, bis man sich beim Auspacken der CD fettige Finger holt. Das mag vielleicht bei minderjährigem, pickligem Publikum ankommen, aber diese Generation verfasst ohnehin bei jedem Grenzstein ein kleines Gedicht, weil sie denkt, dass es sich um einen Grabstein für einen tragisch verunglückten Feldhamster handeln muss.

Bei jedem zweiten Stück erwische ich mich beim Stellen der Frage, wann der Song denn nun endlich anfängt oder ob so ein Intro wirklich ewig dauern kann. Kraftlos, ein Schlagzeug ohne Wumms (was unter anderem einer der großen Pluspunkte des Debüts war), das Fehlen genialer Melodien, alles führt dazu, dass die besseren Stücke gerade mal den schlechteren des Vorgängers das Wasser reichen können.

Wenn es einen Preis für perfektioniert gelangweiltes Nichts geben würde, wir hätten einen Gewinner. „Euphoria“, eines der wenigen erträglichen Stücke dieser Scheibe, ist bei der Gitarrenmelodie exakt einen Ton des 1982er Platz-1-Hits „Ich will Spaß“ von Markus entfernt, ob das geht, ohne Würgereize zu verursachen, hängt ganz alleine von der Verweildauer des Zuhörers auf diesem Planeten ab.

Wenn es wirklich etwas Positives über diese Scheibe zu sagen gibt, dann dass die ehemalige Schlagzeugerin Caroline McKay mit ihrem Ausstieg offenbar rechtzeitig die Kurve gekriegt hat. Unerträglich!