„Escobar – Paradise Lost“ ist das Regiedebüt des bisher vor allem als Schauspieler in Erscheinung getretenen Italieners Andrea Di Stefano. Der Titel und die Anwesenheit von Benicio del Toro (der vor ein paar Jahren mal Che Guevara gespielt hatte) führt möglicherweise zu der Fehlannahme, es würde sich hier um ein Biopic über Pablo Escobar handeln, der bis zu seinem Tod im Jahr 1993 als einer der weltweit mächtigsten und brutalsten Drogenhändler galt.
Während Escobar von den USA zum Staatsfeind Nummer eins erklärt wurde, wird er in seiner als „Narco-Republik“ geschmähten Heimat nach wie vor als eine Art Volksheld verehrt, der das schmutzige Geld aus dem Drogenhandel immer wieder für soziale Projekte zur Verfügung stellte.
Im Mittelpunkt von Di Stefanos Films steht allerdings der junge Kanadier Nick Brady (Josh Hutcherson aus den „Die Tribute von Panem“-Filmen), der sich in Kolumbien in die schöne Maria verliebt, deren Onkel dummerweise Pablo Escobar heißt.
Letztendlich ist „Escobar – Paradise Lost“ eine Variation der „Romeo und Julia“-Geschichte, in der Nick immer tiefer in die dunklen Machenschaften der Familie Escobar hineingezogen wird und die unterschiedlichen, sich widersprechenden Seiten des Drogenbarons kennen lernt.
Di Stefanos Regiedebüt erweist sich dabei als souverän inszenierte und packende Mischung aus melodramatischer Liebesgeschichte und ruppigem Thriller, die durchgängig originell und glaubwürdig bleibt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #123 Dezember 2015/Januar 2016 und Thomas Kerpen