Braucht es wirklich noch ein weiteres Buch über Kurt Cobain? Nach zig Schmökern über Verschwörungstheorien, die Abgründe seines Suizids oder intime Einblicke in seine privaten Aufzeichnungen? Keine Biografie eines Künstlers wurde so wohl so penibel aufgearbeitet wie die des NIRVANA-Sängers.
Trotzdem muss man die Frage mit ja beantworten. Denn geschrieben hat „Erinnerungen an Kurt Cobain“ Danny Goldberg, der neben SONIC YOUTH auch vier Jahre lang NIRVANA als Manager betreute.
Er schildert den kometenhaften Aufstieg der Grunge-Ikone aus Seattle vor allem aus Business-Sicht. Wie Cobain seinen Erfolg plante, warum er von Sup Pop wegwollte und wie das Verhältnis zu Courtney Love aus seiner Sicht war.
Goldberg greift dabei auf bisher unveröffentlichte Unterlagen zurück: Faxe, Memos oder Briefe von Cobain. Außerdem interviewte er Familienmitglieder, Freunde und Musikerkollegen. „Mediale Darstellungen von Kurt konzentrieren sich typischerweise auf die Tragik seines Todes“, sagt Goldberg.
„Ich wurde bei der Recherche öfter an Kurts Brillanz erinnert, seinen Humor und seine Freundlichkeit gegenüber den meisten um ihn herum.“ Goldberg gelingt es, mit seinem Buch dem Vermächtnis von Kurt Cobain eine weitere Facette hinzuzufügen.
Er geht ihm nicht um die gequälte Seele oder den problembeladenen Künstler, sondern um den Songschreiber der größten Grunge-Band aus Seattle, der den kreativen Output seiner Band und ihr Bild in den Medien genau kontrollierte.
Wir erfahren, wie sich Cobain mit seiner Kombination aus Punk und Pop auch in der Szene zwischen die Stühle setzte, und dass er stets die Flagge des Feminismus hochhielt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #144 Juni/Juli 2019 und Wolfram Hanke