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ERASURE

The Neon

Die geniale Simplizität des Songwritings von DEPECHE MODE-Gründungsmitglied Vince Clarke, der auf dem Debüt „Speak & Spell“ von 1981 neun der elf Songs komponierte, hatte sicherlich großen Anteil am kommerziellen Erfolg der späteren englischen Synthpop-Schwergewichte. Diesen Erfolg konnte Clarke dann mit YAZOO weiterführen, allerdings nur bei zwei Platten, da die Zusammenarbeit mit Sängerin Alison Moyet in menschlicher Hinsicht nicht funktionierte. Mit Andy Bell fand Clarke dann 1985 männlichen Ersatz für Moyet, mit dem er bis heute unter dem Namen ERASURE zahlreiche Hits produzierte, auch wenn mir deren Schaffen immer etwas zu glatt und kommerziell war. Mein Interesse an ERASURE wurde erst 2017 durch das erstaunlich politische Album „World Be Gone“ wieder geweckt, das Bell und Clarke dann ein Jahr später zusammen mit dem belgischen Neo-Klassik-Ensemble ECHO COLLECTIVE unter dem Titel „World Beyond“ neu interpretierten, eine interessante Variation ihres oft recht plakativen Synthpop. Mit „The Neon“ folgt jetzt ein neues Album im gewohnten Stil und extremer Hitdichte, und ohne großartige Abnutzungserscheinungen zu zeigen, denn das Gespann Bell/Clarke funktioniert auch hier bestens. „The Neon“, der Titel klingt natürlich ziemlich nach Achtziger, und insgesamt ist das Album auch nah dran am klassischen Synthpop dieser Ära, das sich, mal abgesehen von dezenten technoiden Elementen, sympathischerweise überhaupt nicht an den musikalischen Dancepop-Zeitgeist heranwanzt, aber ebenso auf peinliche Retro-Nostalgie verzichtet.