Wochenende für Wochenende mit der Bahn dosenbiersaufend unterwegs zum Konzi. Das waren noch Zeiten, als wir z.B. ATEMNOT im Haus Mainusch gesehen hatten und anschliessend, ausgerechnet von einer angriffslustigen Horde Türken durch die Stadt gejagt wurden und zu guter Letzt voll auf's Maul bekamen.
Eher klassisch, jedoch nicht weniger turbulent war die Begegnung mit den Faschoglatzen am Kölner Hbf., die uns mit halbvollem Leergut attackierten und wir flüchten mussten, weil wir Angst hatten.
Das waren noch Strassenschlachten! Und ganz egal, wo wir gerade auf die Fresse bekamen, es begleitete uns stets ein Ghettoblaster, aus dem derbster Deutschpunk ballerte - das war dann sozusagen der Soundtrack zum Streetfight! Was diese Compilation hier betrifft, ist es so, dass sie mich dieses mordsmässig-unverkennbare Gefühl von damals nachempfinden lässt - den Adrenalinrausch einer tobenden Straßenschlacht.
Bei "Street Wars", ist der Name hier zweifellos Programm! Da spielen solche Bands wie PINOCCHIO AUF DER FLUCHT, DIE OPTIMALE HÄRTE, DREI FLASCHEN IN'NA PLASTIKTÜTE, ÜBERFLÜSSIG,...usw. noch zum Tanz vor dem Untergang auf, bis einen dann anschliessend rabiate Kampfhymnen von BONEHOUSE, BAFFDECKS, MINGLE, ADJUDGEMENT, REPULSE, SEASICK,...usw.
übelst zurichten. Da möchte ich doch glatt wieder Büchsenbier saufen und mich im Suff verprügeln lassen. Selbst wenn ATEMNOT heute nur noch in Teilbesetzung existieren, mittlerweile KALTE KRIEGER heissen, und diesem Namen in keiner Weise Gerecht werden, da sie sich ebenso wie 4 PROMILLE zu Pathos-Rockern weiterentwickelt haben.
Es stellt sich für mich letztendlich nur noch die Frage, warum man "Street Wars" noch den Untertitel "Die grüne Bedrohung" gegeben hat? Sollte sich das auf Polizisten beziehen, kann ich diese nur verteidigen und sagen, dass die zu uns damals fast immer lieb gewesen sind.
Der Bundesgrenzschutz hatte uns damals sogar mal vor Hooligans beschützt. Daher wüsste ich nicht, was an denen so bedrohlich sein soll. Klar, die wollten halt öfter mal die Ausweise kontrollieren, und wenn man unfreundlich zu denen war, wurde halt der Gummiknüppel gezückt, aber sonst? Im besten Fall durfte man sogar mal eine Nacht in der Zelle verbringen, was immerhin bequemer war, als im Bahnhofs-Schliessfach zu nächtigen.
Aber egal. Der Gewinn des Labels geht übrigens zugunsten an die Obdachlosenhilfe Asphalt e.V. - für den guten Zweck gibt's einen Bonuspunkt gratis.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #42 März/April/Mai 2001 und Alex Gräbeldinger