Die klaren, leicht schlingernden und verschwommenen Klänge des Drone-Gitarristen Dirk Serries eröffnen ein Album, das mit „Monument“ ein Instrumental-Stück enthält, in dem eine ungewöhnlich fröhliche Stimmung zur vollen Entfaltung kommt. Justin K. Broadricks Signature-Sound integriert sich stimmig und fließend in die hinreißende, zwölfminütige Komposition: ein durchdringender Basslauf wird begleitet vom Drum-Computer in den Fokus gerückt. Auch das nachfolgende „Estranged“ sendet zu Beginn eine ähnliche Botschaft: „Alles halb so wild. Wir sind zurück!“ Drei Minuten lang entwickeln die Gitarren-Frequenzen eine friedvolle Welt. Doch der Einsatz des Basses deutet an, dass hintergründig etwas Unheilvolles mitschwingt in dieser vertrauten Umgebung. LOUD AS GIANTS ist das Wiedersehen von FEAR FALLS BURNING und JESU, von Bands und Projekten, denen etwas Immersives anhaftet; ein beruhigender Anker, der erst nach und nach preisgibt, dass die Hörerfahrung viel intensiver und verstörender ist, als es zunächst scheint. Serries’ Melodieführung, hochfrequent und durchdringend, konterkariert die Schwere des Basses und die im Albumverlauf immer kräftiger werdenden rhythmischen Kaskaden und lenken von den Abgründen ab, die ebenfalls Teil der „Empty Homes“ sind und unverrückbar in ihnen eingemauert sind. Der subtile Stimmungswechsel ins Finstere ist meisterhaft umgesetzt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #168 Juni/Juli 2023 und Henrik Beeke