Schroff, knochentrocken und angriffslustig dröhnt es schon mit den ersten Takten aus den Lautsprechern. Mit „Bengalo“ haben es sich EMPOWERMENT in ihrer selbstgezimmerten Nische richtig bequem gemacht.
Keine andere Band kombiniert Deutschpunk-Texte so gelungen mit fettem New York-Hardcore wie diese Jungs aus Stuttgart. „Stu York“ lautet das passende Wortspiel, das die Band seit einiger Zeit kultiviert.
Diesen Sound erkennt man sofort. Gewachsen aus den Trümmern der Vorgängerband SIDEKICK hat der schwäbische Fünfer vor sechs Jahren sein Debütalbum „Gegen.Kult“ vorgelegt, veröffentlicht über Cobra Records (Vinyl) und Demons Run Amok (CD).
Seitdem gab es ein paar Split-Veröffentlichungen mit KRANK, AYS oder ABFUKK. „Bengalo“ entfacht ein Leuchtfeuer in der deutschen Hardcore-Landschaft. Das Leuchtmittel mit dem denkbar schlechtesten Image.
Verpönt und illegal. Aber auch faszinierend und unübersehbar. Das neue Album erscheint bei End Hits Records, dem deutschen Label von BOYSETSFIRE. Es ist ein echtes Brett. Richtig druckvoll produzierter Hardcore-Punk mit Attitüde.
Mit fiesen Growls, Gangshouts, fetten Gitarren, explosivem Schlagzeug und jeder Menge Gäste im Studio, von NASTY, ABFUKK oder AYS. Willkommen im Moshpit. Ähnlichkeiten mit Bands wie MERAUDER sind nicht von der Hand zu weisen.
Gleichzeitig ein klares Statement gegen Faschismus, Rassismus und Ausgrenzung. Aber auch ein Appell an Zusammenhalt, Loyalität und Freundschaft. „Von Mensch zu Mensch“ wirkt wie eine Arschbombe in die Scheinheiligkeit von braven Bürgern, die aktuell ihr braunes Inneres aufblitzen lassen und an der Wahlurne ihr Kreuzchen bei der AfD machen.
Mit „161“ ist sogar ein antifaschistischer Fußball-Song vertreten, denn Sänger Jogges ist zwar glühender Fan des VfB Stuttgart, duldet aber keine rechten Sprüche neben sich auf der Tribüne.
„Die Söhnin“ beleuchtet die festgefahrenen Geschlechterrollen, die immer noch unser Leben prägen. Und mittendrin ein lupenreiner Deutsch-Rap-Track mit dem Münchner Wortartist Roger Rekless am Mikrofon.
Außergewöhnlich auch das quietschbunte Coverartwork: das Foto einer blonden Frau mit entschlossenem Blick, vermummt mit einer regenbogenfarbenen Strickmaske. EMPOWERMENT wollen keine Erwartungen erfüllen, sondern Genregrenzen einreißen.
Wie ein Hase schlagen sie Haken und gehen nicht den geraden Weg. Die Überraschung ist das Ziel, nicht der bequeme Ohrensessel. Nicht noch eine Hardcore-Band mit deutschen Texten, sondern Stuttgarter Jungs mit eigenem Markenzeichen.
Deshalb verzichtet die Band auch komplett auf einen eigenen Auftritt in Social Media-Kanälen. Kein Facebook. Nur einen Oldschool-Blog, in dem die Jungs aktuelle Infos kommunizieren.
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