EMBROOKS

45s And High Times CD

Mit den EMBROOKS hat sich 1998 eines der begabtesten Freakbeat-Trios seit den paisley-dekorierten mittleren Sechizgern zusammengefunden. Zur Erläuterung: Freakbeat = R&B + Fuzz geteilt durch halluzinogene Substanzen.

Also genau die Musik, die bleiche, aber stets gut gekleidete Teenager nach dem Ende des Beat-Booms, kurz vor der Hippie-Plage durch Vox-Amps und Ludwig-Drums gejagt haben. Denkt an Namen wie SMOKE, CREATION, SYN, ATTACK.

Das sind exakt die Blaupausen für den EMBROOKS-Sound, und diese Formel wird im Laufe der ersten sieben Jahre nirgendwo verwässert. Die auf 7"s und Compilations erschienen Songs hat das spanische Label Munster nun dankenswerterweise auf dieser CD zusammengefasst und als Zugabe noch einige Liveaufnahmen und Radio-Sessions als Bonus-CD dazugelegt.

Fast sklavisch hält sich das Nord-Londoner Mod-Trio an den Sound von 1966. Klingen die ersten Gehversuche auf den selbstproduzierten 8-Spur-Aufnahmen noch entfernt wie die TV PERSONALITIES ohne Verve, laufen die EMBROOKS mit den späteren Aufnahmen im Toe Rag Studio zu Höchstform auf.

Dank des megatalentierten Liam Watson und seiner Vintage-Höhle lässt es sich im Blindtest kaum zu sagen, ob es sich dabei um eine echte Kellerband aus den Sixties oder die Reproduktion handelt.

Sie spielen größtenteils selbst komponiertes und absolut hochwertiges Material, dazu eine Handvoll geschmackvoller Cover ("Fight fire" der CCR-Vorläufer GOLLIWOGS, "You can be my baby" von den EYES, "No no no no" von den SORROWS oder etwa die YARDBIRDS mit "Think about it"), und die Mischung ist einfach wundervoll.

Zwar fehlen für meinen Geschmack noch ein paar Sonnenschein-Popsongs, doch sonst ist eigentlich alles wunderbar. Das gilt bedauerlicherweise nicht für die CD #2. Die Live-Aufnahmen zeigen die EMBROOKS leider in einem etwas anderen Licht.

Wo die Studioaufnahmen detail- und kenntnisreich arrangiert sind, bleibt bei den Radio-Sessions eigentlich nur unmotiviertes Fuzz-Gebolze übrig. Zwar ist das immer noch recht schmissig vorgetragen, aber es wirkt dennoch gegenüber den wirklich brillanten Toe Rag-Sessions absolut gewöhnlich.

Dennoch überwiegt der absolut positive Eindruck der hochkarätigen Studiowerke und lässt für die nächsten sieben Jahre noch weitere Großtaten erwarten. (08/10)