Manchmal hat man das Gefühl, dass jede Videoveröffentlichung aus dem Horror-Bereich in den Achtzigern indiziert wurde. Und so war auch Frank Henenlotters „Elmer“ (Originaltitel: „Brain Damage“) bis 2015 indiziert.
Dafür waren die deutsche Kinofassung und Videoveröffentlichung ungeschnitten. In den Staaten und in England dagegen musste das Publikum auf die berühmt-berüchtigte Fellatio-Szene des Films verzichten.
Auf DVD war „Elmer“ zwar schon mal ungeschnitten erschienen, allerdings ohne offizielle FSK-Freigabe – in der ebenfalls erhältlichen „ab 16“-Fassung fehlte besagter Horror-Blowjob. Auch die qualitativ exzellente aktuelle Veröffentlichung von Koch im Mediabook, mit dickem Booklet und dem Film auf DVD und Blu-ray trägt die „ab 16“-FSK-Freigabe, ist aber komplett ungeschnitten.
Hinzu kam reichlich Bonusmaterial wie Trailer, ein Audiokommentar von Regisseur Henenlotter, sowie diverse Features zur Entstehung des Films. Die Bezeichnung „Horrorkomödie“ ist eine etwas irreführende Umschreibung für Henenlotters recht ernsthaftes Zweitwerk „Elmer“, sechs Jahre nach seinem zum Kultfilm avancierten Debüt „Basket Case“ (Hauptdarsteller Kevin Van Hentenryck hat in „Elmer“ einen kurzen Gastauftritt als „Mann mit Korb“) entstanden.
Denn streng genommen ist „Elmer“ eine allegorische Verarbeitung einer typischen Junkie-Karriere. Nur dass die Hauptfigur Brian nicht dem Heroin oder anderen Drogen verfällt, sondern dem abhängig machenden, Halluzinationen hervorrufenden Saft eines wurmartigen Parasiten namens Elmer (richtig heißt er Aylmer), der so die Kontrolle über sein Leben gewinnt.
Die Effekte mögen heute trashig erscheinen, sind aber extrem einfallsreich, ebenso wie die generelle Umsetzung der Geschichte, die sich wohltuend vom sonstigen Videotheken-Horror-Schund der Achtziger abhebt.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #143 April/Mai 2019 und Thomas Kerpen