Foto

ELECTRA GLIDE IN BLUE

2009 erschien James William Guercios „Electra Glide In Blue“ – der deutsche Verleihtitel war „Harley Davidson 344“ – das erste Mal hierzulande auf DVD in sehr guter Qualität. Eine längst überfällige Veröffentlichung dieses äußerst sehenswerten 70er-Jahre-Films, denn die alte Videokassette präsentierte den Widescreen-Film – wie so oft – im verstümmelten Vollbildformat. Die Blu-ray-Neuauflage im Mediabook kann das Bild noch mal sichtbar verbessern und besitzt neben dem bereits bekannten Audiokommentar von Guercio ein zusätzliches Featurette mit dem Peckinpah-Experten Mike Siegel. „Electra Glide In Blue“ blieb erstaunlicherweise Guercios einzige Arbeit als Regisseur, der ansonsten als Produzent und Manager (von CHICAGO) und Sessionmusiker (etwa für Frank Zappa) im Musikgeschäft erfolgreich tätig war. Das geschmackssichere Lexikon des internationalen Films sah in Guercios Film einen „dramaturgisch mangelhaften Erstlingsfilm, der eine Geschichte ohne innere Spannung abspult. Fragwürdig sein Werben für hartes Durchgreifen, um Kriminalität abzustellen.“ Über die Jahre hat dieser gewagte Genre-Crossover aus Polizeifilm, Western und Roadmovie aber wie auch andere früher verschmähte Filme verdientermaßen Kultstatus erlangt. Sicherlich auch wegen dem großartigen Hauptdarsteller Robert Blake – der ehemalige Kinderstar war 1967 in „Kaltblütig“ zu sehen, 2001 wurde er wegen des Mordes an seiner Frau angeklagt, aber freigesprochen – als kleinwüchsiger Motorrad-Polizist John Wintergreen, der Hippies schikaniert und Geschwindigkeitssünder ermahnt, bis er glaubt, einem Mord auf der Spur zu sein. Wintergreen ist ein kleiner Mann mit großen, natürlich unerfüllt bleibenden Träumen, was in diesem wunderschön photographierten, existentialistischen Drama in einem ziemlich deprimierenden Finale gipfelt.